Es ist wieder diese Zeit des Jahres: Die Glühwein-Folge steht an. Wer uns schon länger begleitet, kennt das Format: entspannte Roundtable-Gespräche in offener Atmosphäre und mit viel Spaß.
In diesem Jahr sprechen wir mit unseren Gästen über die Wirkung von Trailern, über die Erwartungen, die sie wecken – und darüber, wie Filmmarketing heute funktioniert. Wie sehen Trailer heute typischerweise aus? Sind sie mehr als bloße Werbung? Worin unterscheiden sie sich von Teasern? Und vor allem: Wer schaut sich 2025 überhaupt noch Trailer an, bevor er oder sie ins Kino geht?

Teaser oder Trailer?
In der Regel zeigen Trailer, worum es in einem Film geht – komprimiert, zugespitzt und emotionalisiert. Sie schneiden bewusst durch verschiedene Teile des Films, geben Einblicke in Handlung, Figuren und Tonalität und versuchen, ein klares Gefühl zu vermitteln. Doch der Grad der Offenlegung variiert stark: Während manche Trailer gefühlt den halben Plot vorwegnehmen und zu viel verraten, deuten andere nur vorsichtig an, worum es geht, und sparen ganz bestimmte Sequenzen bewusst aus. Noch minimalistischer wird es beim Teaser. Er zeigt Fragmente, Stimmungen, einzelne Bilder oder Momente, wie sie auch im Film vorkommen – ohne eine klare Erzählung vorzugeben.
Trailer Editing als eigener Beruf
Spätestens seit dem Weihnachtsfilm The Holiday wissen wir, dass Trailerschnitt ein eigener Beruf sein kann – ausgeübt mit großem Ehrgeiz, wie im Leben der von Cameron Diaz gespielten Amanda. Selbstverständlich gehören Trailer neben Filmplakaten zu den wichtigsten Marketing-Tools eines Films und sollten nicht unterschätzt werden.
Wie beim Film selbst stellt sich auch beim Trailer die Frage nach Zielgruppe und Zielsetzung: Welche Emotion soll ausgelöst werden? Neugier? Spannung? Leichtigkeit? Ein zutiefst dramatischer Film kann im Trailer bewusst weniger traurig erscheinen, indem humorvolle oder leichtere Szenen in den Vordergrund gerückt werden. Der Trailer erzählt also nicht unbedingt den Film – sondern eine Version des Films. Hinzu kommt ein weiterer, oft unterschätzter Aspekt: Trailer sind kulturell geprägt. Ein und derselbe Film kann je nach Markt sehr unterschiedlich beworben werden. Ein bekanntes Beispiel ist Toni Erdmann: Für den US-amerikanischen Markt wurde ein eigener Teaser geschnitten, der andere Schwerpunkte setzt als die deutsche Version – angepasst an Sehgewohnheiten, Humorverständnis und Erwartungen des Publikums. Trailer sind damit weit mehr als bloßes Beiwerk. Sie sind eigenständige Erzählformen, Marketinginstrumente und emotionale Türöffner zugleich.
Neue Wege des Filmmarketings
Doch Filmmarketing findet längst auch andere Wege, Aufmerksamkeit zu erzeugen – gerade für jene Menschen, die inzwischen bewusst keine Trailer mehr schauen. So sorgte etwa A24 in diesem Jahr für große Aufmerksamkeit rund um den Film Marty Supreme, als ein interner Zoom-Call der Marketingabteilung mit Timothée Chalamet auf Social Media veröffentlicht wurde. Der Clip ging viral, weil er einen seltenen Einblick hinter die Kulissen einer der derzeit einflussreichsten Produktionsfirmen gewährte – und damit zeigte, dass Neugier auch jenseits klassischer Trailer geweckt werden kann. Andere Trailerbeispiele und witzige Anekdoten hört ihr in der aktuellen Folge.
Unser Gast
Bernadette Marquart | Trailereditorin – LINK
Bernadette Marquart ist Motiondesignerin und Filmeditorin aus Berlin. Seit 2016 arbeitet sie freiberuflich für verschiedene Filmproduktionen und Firmen. Ihr Schwerpunkt liegt auf Kino- und Fernsehtrailern sowie auf unterschiedlichen dokumentarischen und fiktionalen Formaten – sowohl für die große Leinwand als auch für Social Media. Als Motiondesignerin erstellt sie außerdem animierte Grafiken, Logos und Titeldesigns.
Lena Thiemann | Kamerafrau und Bildgestalterin – LINK
Lena Thiemann lebt und arbeitet als Kamerafrau und Filmemacherin in Berlin. Mit Empathie, Neugier und einem feinen Gespür für Menschen und Situationen nähert sie sich ihren Projekten. Sie interessiert sich für Bilder, die einer Geschichte und ihrem emotionalen Kern entsprechen. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen häufig leise, menschliche Begegnungen – Momente mit Tiefe und Bedeutung.
Sie drehte den Kurzfilm As if Mother cried that night, der 2023 beim Locarno Film Festival Premiere feierte und 2024 für den Deutschen Kurzfilmpreis nominiert wurde.
Derzeit studiert Lena Kamera an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) als Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Zuvor absolvierte sie eine Ausbildung zur Mediengestalterin Bild und Ton beim Südwestrundfunk (SWR), die sie 2017 als Jahrgangsbeste abschloss.
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