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1:26 STUNDEN

#185 | Independent Filmproduktion: Der Weg zum internationalen Langspielfilm

10. Juli 2025

Einen Low-Budget-Langspielfilm ohne staatliche Filmförderung mit amerikanischen SAG-Schauspieler*innen drehen und anschließend international – unter anderem via Amazon Prime – auswerten?
Was zunächst nach einem unrealistischen Traum klingt, haben Regisseur Marc Schölermann und Produzent Alex Steinhoff mit ihrem Spielfilm „Bark“ in die Tat umgesetzt.

Von der Werbebranche zum Spielfilm

Marc und Alex kommen ursprünglich aus der Werbefilmbranche – hier haben sie ihre filmischen Grundlagen erlernt. Viele namhafte Regisseur*innen haben diesen Weg genommen. Doch in Deutschland führt dieser Einstieg nur selten zum Spielfilm. Auch Filmschaffende, die hauptsächlich Kurzfilme realisiert haben, stoßen oft auf Vorbehalte: Häufig wird angenommen, dass diese Erfahrungen nicht ausreichen, um den kreativen und organisatorischen Prozess eines Langfilms zu bewältigen. Dabei wird das filmische Handwerk selbstverständlich auch in der Werbung und bei Kurzformaten geschult.

In Deutschland jedoch verlangt die Filmbranche meist, dass man bereits einen Langfilm vorweisen kann, um Chancen auf weitere Projekte oder Förderungen zu erhalten. In den USA hingegen genügt es häufig, erfolgreich Kurzformate realisiert zu haben, um den Sprung zum Langfilm zu schaffen. Dort herrscht öfter ein größeres Vorschussvertrauen: Wer Kurzfilm kann, kann auch Langfilm.
Dieses Vertrauen konnten Marc und Alex nutzen. Dank ihrer Projekte in den USA verfügten sie über ein wertvolles Netzwerk, das ihnen half, passende Schauspieler*innen zu finden und Unterstützer*innen zu gewinnen – auch finanziell.

©Bark – Nichts bleibt verborgen

Stoffsuche: „Bark“: Ein Kammerspiel mit Psycho-Thriller-Spannung

Das Drehbuch zu Bark“ – einem psychologischen Thriller über einen Mann, der gefesselt an einem Baum im Wald aufwacht und in ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel mit seinem Peiniger gerät – entdeckten die beiden über eine Online-Plattform, auf denen Drehbuchautor*innen ihre Werke anbieten. Die starken Dialoge und die Tatsache, dass es sich um ein reduziertes Kammerspiel handelte, das mit vergleichsweise wenigen Mitteln umsetzbar war, überzeugten sie sofort. Sie optionierten das Drehbuch des kanadischen Autors Steve Fauquier für zwei Jahre und sicherten sich die Verfilmungsrechte.

Ihre Stoffsuche führte sie zu Plattformen wie Inktip.com und Simply Scripts – Online-Marktplätze, auf denen Drehbuchautor*innen ihre Projekte für potenzielle Produzent*innen präsentieren. Die berühmteste dieser Plattformen ist The Black List, über die wir bereits in einer andern Folge gesprochen haben.

Eine unabhängige Finanzierung durch private Darlehen

Die Vorproduktion von „Bark“ dauerte gerade einmal sechs Monate. In dieser Zeit entwickelten sie ein Pitch Deck sowie einen atmosphärischen Teaser, um das Projekt potenziellen Investor*innen vorzustellen. Eine klassische deutsche Filmförderung kam für sie nicht in Frage: Der Prozess war ihnen zu schwerfällig, und Genrefilme haben es in Deutschland ohnehin schwer. Zudem wurde der Film auf Englisch gedreht, was eine deutsche Förderung noch schwieriger machte.

Für Marc und Alex war es jedoch essenziell, den Film in der Originalsprache umzusetzen – eine Übersetzung hätte sowohl die Authentizität als auch die Wirkung der Geschichte verwässert. Gedreht wurde bis auf einige Establishing Shots dennoch komplett in Deutschland – denn ein Wald bleibt überall ein Wald. Die Finanzierung stemmten sie stattdessen mit privaten Investor*innen aus dem Freundes- und Familienkreis sowie durch kleinere Produktionsfirmen, die mit überschaubaren Beträgen unterstützten. Die Investitionen wurden durch bedingt rückzahlbare Darlehen abgesichert – mit Aussicht auf positive Verzinsung im Erfolgsfall.

Drehen mit SAG-Schauspieler*innen: Ein Balanceakt

Da die Hauptrollen mit US-amerikanischen Schauspieler*innen besetzt wurden, die von der Screen Actors Guild vertreten werden, mussten Marc und Alex als SAG-Signatory produzieren – also nach den Regularien der Screen Actors Guild (SAG-AFTRA). Das brachte zahlreiche Vorgaben und Verpflichtungen mit sich, darunter:

  • Mindestgagen von ca. 7.000 Euro pro Darsteller*in
  • Sozialabgaben und Residuals
  • Business-Class-Flüge für die Schauspieler*innen
  • Arbeitszeitbegrenzungen inklusive Kostüm-, Masken- und Fahrzeiten

Natürlich hielt die Produktion so manche unerwartete Herausforderung bereit – doch genau das ist oft der beste Weg, um zu lernen, Erfahrungen zu sammeln und sich von Projekt zu Projekt weiterzuentwickeln.

Die Erkenntnisse aus dieser intensiven Zeit hat Marc Schölermann in seinem Buch „Bark. Nichts bleibt verborgen. Hinter den Kulissen des Independent-Films“ festgehalten – eine wertvolle Ressource für alle, die selbst den Sprung in die Welt des unabhängigen Filmemachens wagen wollen.

Gewinnspiel: Wir verlosen zwei Exemplare!

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KI-generiertes Bild

Was ihr dafür tun müsst?

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Unsere Gäste

Marc Schölermann | Regisseur – LINK

Marc Schölermann dreht seit über 25 Jahren internationale, preisgekrönte Werbefilme mit Stars wie Robbie Williams, Chuck Norris und Pierce Brosnan. 2008 drehte er seinen ersten Spielfilm „Pathology“ für MGM mit Milo Ventimiglia in der Hauptrolle, 2024 folgte „Bark“. Zusammen mit Alex Steinhoff produziert er englischsprachige Filme für den internationalen Markt in Deutschland.

Alex Steinhoff | Produzent – LINK

Alex Steinhoff ist seit über 20 Jahren Produzent und Regisseur von Werbefilmen. Seit 2023 entwickelt und produziert er zudem unabhängig finanzierte Spielfilme für den englischsprachigen internationalen Markt. 

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