In einer Zeit, in der wir täglich kurze, schnell konsumierbare audiovisuelle Inhalte sehen, überrascht es, dass der Kurzfilm im professionellen Filmbereich noch immer ein Nischendasein fristet. Zwar widmen sich viele Festivals – darunter auch große A-Festivals wie Cannes oder die Berlinale – mit eigenen Sektionen dem Kurzfilm. Doch im klassischen Vertrieb über Verleiher und Fernsehsender bleibt er weitgehend unsichtbar.

Dabei ist der Kurzfilm weit mehr als nur ein Sprungbrett für Nachwuchsfilmer*innen. Er ist ein eigenständiges Format, das durch seine Kürze präzise und verdichtete Erzählweisen ermöglicht – ob experimentell, essayistisch oder dokumentarisch. Die Kunst besteht darin, in wenigen Minuten pointiert Geschichten, Gedanken oder Atmosphären zu vermitteln. Auch im Bildungsbereich birgt der Kurzfilm großes Potenzial: Er eignet sich hervorragend als Impulsgeber für Diskussionen und reflektiertes Sehen. Ein bemerkenswertes Beispiel für die künstlerische Relevanz des Formats ist Wes Anderson: Einer der wenigen etablierten und international bekannten Regisseure, der bewusst den Kurzfilm als Ausdrucksform wählt. Seine jüngsten Kurzfilme – etwa die Roald-Dahl-Adaptionen – fanden nicht nur breite Anerkennung, sondern auch ihren Weg zu einem Millionenpublikum über Netflix.

T-Port: Eine Bühne für den Kurzfilm
Über den Kurzfilm und seine Vermarktung spricht Yugen in dieser Episode mit Amos Geva, Managing Director von T-Port – einer gemeinnützigen Online-Plattform, die sich für die Sichtbarkeit und Förderung junger Filmschaffender einsetzt. T-Port versteht sich als Schnittstelle zwischen Talenten und Branche und erleichtert den Zugang zum professionellen Filmmarkt.
Die Plattform bietet Absolvent*innen, Nachwuchsfilmer*innen und Quereinsteiger*innen die Möglichkeit, ihre Filme und Filmografien einem internationalen Fachpublikum zu präsentieren. Gleichzeitig richtet sie sich an Branchenvertreter*innen, die gezielt nach neuen Stimmen und passenden Inhalten suchen. Neben dem Filmhosting legt T-Port besonderen Wert auf Mentoring, Weiterbildung, Workshops und Networking. Ziel ist es, nicht nur Sichtbarkeit zu schaffen, sondern auch Wissen rund um die Filmvermarktung zu vermitteln – ein Bereich, der im kreativen Prozess oft zu kurz kommt.

Strategie statt Zufall: Was eine erfolgreiche Festivalauswertung ausmacht
Amos Geva betont, wie wichtig es ist, frühzeitig eine strategische Herangehensweise an die Festivalauswertung zu entwickeln. Viele Nachwuchsfilmschaffende konzentrieren sich auf die Produktion – der Blick auf Vertrieb und Sichtbarkeit kommt oft zu spät. Dabei ist eine gezielte Festivaleinreichung entscheidend, um Ressourcen sinnvoll zu nutzen und Chancen zu erhöhen.
Wesentlich dabei: gründliche Recherche. Nicht jeder gute Film passt zu jedem Festival. Wer sich mit thematischen Schwerpunkten, früheren Programmen und Juryentscheidungen auseinandersetzt, kann gezielt geeignete Festivals auswählen. Ebenso wichtig ist ein realistischer Blick auf Absagen: Sie sind kein persönliches Urteil, sondern meist eine kuratorische Entscheidung. Kontakte und ein gutes Netzwerk sind zweifelsohne wichtig, insbesondere wenn es darum geht Feedback zu erhalten, der einem hilft, schneller den richtigen Weg einzuschlagen. Letzten Endes kommt es aber darauf an, dass der jeweilige Film zur Programmatik des Festivals passt.
Ein oft unterschätzter Teil der Postproduktion
Wollt ihr T-Port einmal selber ausprobieren? Dann habt ihr als Indiefilmtalk-Hörer*innen und Supporter*innen die Möglichkeit, neben anderen tollen Benefits zum halben Preis die T-Port Plattform auszuprobieren. Schaut dafür einfach dazu bei Steady vorbei.

Gast
Amos Geva | Managing Director bei T-Port
Amos Geva ist ein Independant Filmproduzent und internationaler Branchenexperte mit Sitz in Berlin. Nach jahrelanger praktischer Erfahrung in verschiedenen Positionen am Filmset entschloss er sich, sein Studium beim The Steve Tisch School of Film and Television als Regisseur fortzusetzen. Sein Abschlussfilm entstand in Zusammenarbeit mit der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Kurz darauf wechselte er in die Produktion und absolvierte das Atelier Ludwigsburg-Paris. Als Mitbegründer und Head of Industry von T-Port hat Amos die Plattform maßgeblich mitgestaltet. Im Jahr 2023 nahm er am renommierten Berlinale Talents-Programm teil, einem internationalen Talententwicklungsprogramm der Berlinale. Als Mitglied der European Film Academy engagiert er sich für die europäische Filmkultur und fördert den Austausch zwischen aufstrebenden Talenten und etablierten Branchenakteuren.
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