Wie kommen Filme ins Klassenzimmer? Welche Möglichkeiten gibt es, den eigenen Film an das junge Publikum zu bringen? In Deutschland gibt es verschiedene außerschulische Initiativen, die eine dialogische Brücke schlagen, zwischen Filmwerken und den Kindern. Auch für Filmschaffende ist es hilfreich zu wissen, welche Angebote der Filmbildung und Filmvermittlung es gibt, um diese schon bei der Drehbuchentwicklung oder bei der Förderung als Auswertungsmöglichkeit mitzudenken. Denn am Ende gewinnen der Film, die Filmschaffenden und das junge Publikum, für den der Film gemacht ist.
Egal ob Kurz-, Mittel- oder Langfilm, ab und zu sich mit der Klasse einen Film anzuschauen, das ist eine schöne Abwechslung für den Schulalltag. In Politik, Ethik oder im Sachkundeunterricht einen Kurz- oder Langfilm thematisch zum aktuellen Lerninhalt anzuschauen, kann gerade bei komplexen Themen der Schülerschaft neue Lernzugänge ermöglichen. Aber die Filmbildung kann noch so viel mehr!
Die drei Initiativen, die wir euch heute vorstellen, bieten Filmbildung auf drei ganz unterschiedlichen Wegen an. Film macht Schule, Vision Kino und das KUKI.
Monica Koshka-Stein (Künstlerische Leitung) vom KUKI eröffnet im November zum 15. Mal das Junge Kurzfilmfestival Berlin. Mit dem internationalen Kurzfilmen für Kita-Klassen bis zur Altersgruppe der Teens sowie speziell kuratieren Sprachprogrammen begrüßt das KUKI jährlich über 9.000 Schüler*innen. In der Pandemie stellten sie ihr Angebot über den digitalen Anbieter sooner an. Seit diesem Jahr gibt es KUKI im Klassenraum – speziell ausgesuchte Kurzfilme mit zusätzlichem Begleitmaterial im Stream. Der Fokus liegt dieses Jahr vom 13. – 20. November aber wieder voll und ganz auf das gemeinsame Erleben und präsent sein im Kino.
Leopold Grün (Geschäftsführer) von Vision Kino holt über die SchulKinoWochen deutschlandweit Klassen in die Kino’s. Über die SchulKinoWochen hinaus bietet Vision Kino Fortbildungen, Filmgespräche und Sonderreihen an. So finden zum Beispiel in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung Thementage mit entsprechendem Filmprogramm statt.
Anna de Paoli (Kuration, Projektleitung) dreht mit ihrer Initiative Film macht Schule – meet the Filmmakers den Spieß um, und bringt Filmschaffende in die Klassenzimmer. Die Filmschaffenden gehen mit dem jungen Publikum je nach Fasson auf Entdeckungsreise. Gemeinsame Ausflüge auf der Berlinale mit Regisseurin Joya Thome, die gemeinsame Realisierung eines Kurzfilms zur Sage des Walchenseees mit der Regisseurin Janna Ji Wonders oder die Entwicklung einer Spielfilmfigur zusammen mit Drehbuchautorin Eva Lia Reinegger. Das, was die Filmschaffenden bewegt, bewegt auch die Kinder und Jugendlichen.
Alle drei berichten von ihrer Arbeit, den Wünschen und Herausforderungen die um die Filmbildung bestehen. Und wir spinnen Wünsche und wagen einen Blick, wie die Filmbildung der Zukunft aussehen könnte.
Anna de Paoli
Kuration, Projektleitung | Film macht Schule
Webseite – LINK
Leopold Grün
Geschäftsführer | Vision Kino
Webseite – LINK
Monica Koshka-Stein
Künstlerische Leitung | KUKI – Junges Kurzfilmfestival Berlin
Webseite – LINK
Die Filmbildung ist ein Teil der Medienkompetenzbildung. Jedoch ist die Filmbildung kein verbindliches, fest implementiertes Element im Lehrplan. Es liegt den Lehrkräften frei, wie und ob sie das Medium Film im Unterricht einsetzen. Die Kompetenzmatrix der Medienbildung umfasst 6 Kompetenzbereiche – die Filmbildung kann je nach Auslegung jeden der sechs Teilbereiche bedienen:
1. Recherchieren, Erheben, Verarbeiten und Sichern
2. Kommunizieren und Kooperieren
3. Produzieren und Präsentieren
4. Schützen und sicher Agieren
5. Problemlösen und Handeln
6. Analysieren, Kontextualisieren und Reflektieren
bildung.digital – Themenportal für Schulen: Medienkonzept – LINK
Deutscher Bildungsserver: Konzepte und Portale der Bundesländer zur Medienerziehung – LINK
Kultusminister Konferenz: Medienbildung in der Schule – LINK
Lehrer-Online: Mediennutzung und Medienkompetenz in Schule und Unterricht – LINK
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#113 | Der besondere Kinderfilm
DFFB Sessions | Alternative Filmfinanzierung 101
#35 | Kurzfilme: Für Kids & Teens
Ein wichtiger Teil bei der Produktion eines Filmes ist die darauffolgende Auswertung und Distribution. Diese Phase kann in vielen Fällen genauso lang oder sogar länger als die eigentliche Produktion dauern. Aber was passiert bei Kurzfilmen nach der Festivalauswertung? Welche Möglichkeiten gibt es für den Kurzfilm und ab wann ist ein Kurzfilm erfolgreich ausgewertet worden? Ist es heutzutage überhaupt möglich die Produktionskosten bei einem Kurzfilm wieder einzuspielen?
In Kooperation mit dem Kurzfilmmagazin Unicato (mdr) reden wir in dieser Folge über Wege des Kurzfilms zum Publikum und stellen uns die Frage, wie eigentlich eine erfolgreiche Kurzfilmdistribution aussehen kann. Mit unseren Gästen Stine Wangler (Kurzfilm Agentur Hamburg), Olaf Held (Filmemacher und Autor bei Unicato) und Cord Dueppe (Interfilm Kurzfilm-Verleih) reden wir über die Sichtbarkeit des Kurzfilms, schauen uns verschiedene Distributionsmöglichkeiten an und gehen der Frage nach, ob ein Kurzfilm für den Filmschaffenden auch mehr sein kann als eine Visitenkarte und Sprungbrett für die Langspielfilmkarriere.
Parallel zu dieser Folge ist im Kurzfilmmagazin Unicato am 22.09.2022 eine spannende Folge mit dem Titel, „Die Kurzfilmlobby“ gestartet. In dieser Folge ist Markus Kavka mit seinem Team zu Besuch bei der AG-Kurzfilm, welche als Servicestelle für Filmschaffende und Kurzfilminstitutionen und auch als Ansprechpartner für Politik und Filmwirtschaft eine wichtige Aufgabe bei der öffentlichen Wahrnehmung vom Kurzfilm im In- und Ausland übernimmt. Die gesamte Folge findet ihr aktuell auch in der MDR Mediathek – LINK
Stine Wangler
Vertrieb / Kurzfilmagentur Hamburg
Kurzfilm Agentur Hamburg – LINK
Katalog Kurzfilm Agentur Hamburg – LINK
Youtube-Kanal – LINK
Cord Dueppe
Vertrieb / Interfilm
Kurzfilm Interfilm – LINK
Olaf Held
Filmemacher / Drehbuchautor / Autor Unicato
CrewUnited – LINK
Unicato – LINK
Weiterführende Links:
Vimeo Staff Pick – LINK
Short of the week – LINK
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#04 DFFB Sessions | Kurzfilmpreis 2020: Die Sichtbarkeit des Kurzfilms
#35 | Kurzfilme: Für Kids & Teens
#06 | Selbstdistribution: Auch bei Kurzfilmen?
Wer in der Auswertungsphase des eigenen Films steckt, sucht Partner*innen mit denen die Distribution erfolgreich gelingen kann. Der richtige Partner kann dafür sorgen, dass der Film den passenden Zuschauer*innen oder Multiplikatoren wie Festivals und Kinos zur Verfügung gestellt wird und dadurch direkt mehr Sichtbarkeit erhalten kann.
Ich finde, dass der richtige Partner für die Distributionsphase eines der wichtigsten Tools für die Auswertung ist.
Regisseur Branko Tomovic – Indiefilmtalk Podcast EP128
Wie Regisseur, Produzent und Schauspieler Branko Tomovic in unserem Gespräch zu seinem Folk-Horror-Film „Vampir“ erzählte, war für sein Film die Unterstützung eines internationalen Vertriebs genau der richtige Weg. Der Film bekam so die besten Voraussetzungen zum Start. So konnte der Independentfilm seine Weltpremiere in Sitges, eines der wichtigsten Genre Festivals der Welt, feiern und startet seit dem in den Kinos verschiedener Länder. Mehr zum Vorgehen von Branko und seinem Team erfahrt ihr in dem Beitrag und der Folge 128 vom Indiefilmtalk Podcast – LINK
Ob ein Weltvertrieb für euer Projekt das Richtige ist, müsst ihr natürlich selbst entscheiden. Schaut euch bei der Suche immer vor der Kontaktaufnahme das Portfolio der Firmen an. Passt es zu eurem Projekt? Ist euer Projekt für ein internationales Publikum interessant? Stimmen die Ziele der Agentur mit euren überein? Kennt ihr vielleicht sogar bereits Filmschaffende und Produzenten, die mit dem Vertrieb gearbeitet haben? Die Antworten auf diese Fragen sind natürlich von Projekt zu Projekt unterschiedlich und daher bei jedem Filmprojekt essenziell für eine erfolgreiche Distributionsphase.
Eine gute Anlaufstelle für die Suche eines Weltvertriebs ist ein regelmäßig erscheinendes Booklet von „European film promotion“. Auf über 50 Seiten werden in diesem PDF-Dokument alle wichtigen Film Sales Agenturen in Europa aufgelistet. Einen direkten Link zu dem Dokument findet ihr unten. In diesem Beitrag haben wir uns auf die deutschsprachigen internationalen Distributionsfirmen konzentriert und diese hier für euch aufgelistet und verlinkt. Lasst uns gerne wissen, falls noch etwas in der Liste fehlt und wir bauen es mit in den Beitrag – comment@indiefilmtalk.de
Alphabetisch aufsteigende Liste | Stand 2022
Sucht ihr auch außerhalb Deutschland, Österreich oder der Schweiz nach einem Vertriebspartner können, weisen wir hier noch mal auf das Booklet von „European Film Promotion“ zu den „European world sales companies“ hin. Dieses wird regelmäßig upgedatet und gibt einen guten Überblick zu europaweiten Distributionsfirmen. LINK
Nach dem Dreh ist vor der Auswertung. Aber welche Möglichkeiten hat man bei einem Debütfilm? Sollte man die Distribution bei dem ersten Spielfilm selbst übernehmen, oder auf die schwere Suche nach einem großen Verleih gehen? Und was ist der Unterschied zwischen einer Firma die sich um den nationalen Vertrieb kümmert zu einem Verleih, welcher sich auf den Weltvertrieb von Filmen spezialisiert hat?
In unserer heutigen Folge reden wir mit Schauspieler, Produzent und Regisseur Branko Tomovic über seinen Debütfilm „Vampir“ und wie er es mit seinem Team geschafft hat einen Weltvertrieb für seinen Film zu überzeugen. Im Gespräch erzählt uns Branko von seinen Erfahrungen mit internationalen Sales Agenturen. Wir schauen uns die Arbeitsweisen eines Weltvertriebs genauer an, reden über die Unterschiede zu einem nationalen Vertrieb und über die Möglichkeiten die eine weltweite Distribution, direkt zu Beginn der Auswertung, dem Film bieten kann.
Branko Tomovic
Schauspieler/Regisseur/Produzent
Agentur – LINK
Crew United – LINK
Mehr Informationen zu Vampir – LINK
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#23 | Genre- und Fanfilme aus Deutschland
DFFB Sessions | Vom Kino bis zu VOD: Die Filmdistribution im Wandel
#52 | Was geht ab in der Festivallandschaft?
Beim Indiefilmtalk beschäftigen wir uns viel mit der Independent-Produktion von Filmen und Serien. In unseren Folgen reden wir mit Kolleg*innen über Prozesse und Herangehensweisen auf dem Weg zum fertigen Film oder Serie. Aber wie unterscheidet sich das Independent-Filmemachen von der Produktion bei einem der größten Medienhäusern Deutschlands? Wie entstehen große Serien und Filme wie die „Ku’damm Reihe“ oder die Mini-Serie „Charité“ und wieviel Independent Filmemachen findet man in einem großen Produktionshaus wie der UFA wieder?
In unserer heutigen Folge des Indiefilmtalk Podcasts reden wir mit UFA Fiction Geschäftsführer und Produzent Benjamin Benedict über die Produktionsarbeit bei der UFA. Am Beispiel der frisch gestarteten UFA Fiction Serie „Der Überfall“ reden wir über die Suche nach spannenden Stoffen, wie das kollaborative Arbeiten eine Produktion beflügeln kann und die Wichtigkeit des Publikums für eine Film- oder Serienproduktion. Zusätzlich gibt uns Benjamin in dem Gespräch spannende Insights in seine Herangehensweise an Projekte.
Falls ihr die sechs-teilige Serie „Der Überfall“, die wir in der Folge besprechen, noch nicht gesehen habt, könnt ihr dies in der ZDF-Mediathek nachholen. In der Serie dreht sich alles um einen Überfall auf einen Eckladen, der dazu führt, dass die Lebenswege unterschiedlicher Menschen auf einander prallen. Link ZDF Mediathek – „Der Überfall“
Benjamin Benedict
Produzent / Geschäftsführer UFA Fiction
Seit 2004 arbeitet Benjamin als Produzent für die UFA Fiction und seit 2016 ist er zusätzlich als Geschäftsführer bei der UFA Fiction tätig. Neben Filmen und Serien wie „Unsere Mütter, Unsere Väter“, „Bornholmer Straße“ arbeitete er an Erfolgsserien wie Charité und der Ku’damm Reihe.
Mehr zu Benjamin Benedict findet ihr hier – LINK
#106 Roundtable | Must have seen: Inspirierende Filme
Beitrag | Filmwissenschaft und -theorie: ein kleiner Guide (1)
Das erfolgreiche Produzieren eines Films mit einem geringen Budget ist immer ein schweres Unterfangen, welches mit einem hohen Maß an Kreativität und Planung verbunden ist. Wenn der Film dann auch noch in den 80ern spielen soll und passende Kostüme und authentische Locations gefunden werden müssen, kann das Budget auch schneller aufgebraucht sein als gewünscht.
Das einem ein kompaktes Budget bei einem historischen Film aber nicht abschrecken sollte, zeigt Regisseur Sven O. Hill mit seinem Film „Coup“. Der Film, der eine spannende Hybridform aus Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilm ist, feiert am 26.08.2021 seinen Kinostart und lief bereits bei den Hofer Filmtagen. Er erhielt zusätzlich den Hessischen Filmpreis für den „Besten Spielfilm 2020“. Sven und sein Team setzten sein Debut mit einem Budget von unter 100.000 EUR um. In unserem heutigen Gespräch reden wir mit Sven über seinen Produktionsweg. Wir reden über den Weg zu einer authentischen Ausstattung und über die Entscheidung seinen Debütfilm als einen Filmhybriden umzusetzen. Zusätzlich werfen wir einen Blick auf die deutschsprachige Förderlandschaft und reden über Möglichkeiten für den Nachwuchsfilm.
Sven O. Hill
Regisseur
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#105 | Sci-Fi Kammerspiel: Produzieren mit Micro-Budget
Weiterführende Links:
Mehr zum Film „Coup“
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“I made mistakes in drama. I thought drama was when actors cried. But drama is when the audience cries.”
Frank Capra
Filme und Serien, Musik, Literatur, Theater: Als Künstler*innen erzählen wir einem Publikum Geschichten, teilen Gedanken und Gefühle oder liefern wichtige Informationen. Doch reicht eine diffuse Vorstellung von „einem Publikum“ oder sollten wir uns bereits früh viel stärker damit beschäftigen, wen wir eigentlich mit unseren Inhalten am besten erreichen können?
Plattformen wie Kickstarter, Video on Demand und Social Media verändern die Möglichkeiten für Filmschaffende ständig aufs Neue. Gleichzeitig fordert ein immer größeres Angebot an frei verfügbarem Content mehr heraus als je zuvor. Audience Building bedeutet nicht, die beste Beziehung zum Algorithmus einer Streamingplattform einzugehen, nein, dieser Prozess beginnt bereits zuvor. Wann? Produzent und Audience Designer Paul Rieht sagt: je früher, desto besser.
Die Strategien von Filmemacher*innen im deutschsprachigen Raum richten sich meist nach lang etablierten Finanzierungsmodellen von Förderanstalten. Nach der vorbereitenden Pre-Production, folgt die Produktion, danach erst Distribution und Vermarktung. Die Bereiche Produktion und Distribution sind zeitlich getrennt und werden meist von verschiedenen Personen bzw. Firmen übernommen. Mit dieser Art von Finanzierung eines Projekts bedarf es in der frühen Entstehungsphase noch keiner aktiven Kommunikation mit einem Zielpublikum – dieses existiert viel mehr als vage Idee oder richtet sich nach bestimmten Vorgaben eines Senders.
Ganz anders sieht die Sache beim alternativen Crowdfunding aus, das sich ausgehend von den USA seit ca. zehn Jahren immer wieder auch hierzulande vermehrt angewandt wird. Das Prinzip besteht darin, freiwillige Geldbeträge in meist unterschiedlicher Höhe von unabhängigen Personen zusammenzutragen. Die Spender*innen erhalten für ihre Unterstützung Gegenleistungen wie Fanartikel, Kinotickets oder z.B. ein Abendessen mit Filmschaffenden. Aber woher kommen diese Mäzen*innen? Um den eigenen Film tatsächlich mit dieser Strategie auf die Beine stellen zu können, muss die crowd – oder besser Menschen, die ein Interesse an einem bestimmten Projekt haben oder entwickeln – aber erst geschaffen bzw. erreicht werden (community building).
Hinweis: Hört gerne in unser spannendes Gespräch zum Thema Crowsdfunding und Selbstdistribution mit Halea Isabelle Kala und Luisa Dahringer rein. – LINK
Geht es z.B. darum ein Dokumentarfilm über eine bestimmte Fußballmannschaft zu machen, wie Paul Rieth erklärt, findet sich solch eine Gemeinschaft recht leicht: es sind v.a. die Fans, die am Thema interessiert und emotional damit verbunden sind. Bei Spielfilmen oder Projekten, in denen noch keine bekannten Personen mitwirken oder ein gerade brisantes Thema verarbeitet wird, kann die Sache schon schwieriger werden. Eine Nische zu finden oder Influencer*innen ins Boot zu holen kann helfen, gleichzeitig birgt genau diese Taktik auch die Gefahr, das eigene Schaffen dadurch langfristig zu stark mit einem Thema oder einem Label zu markieren. Die Auswahl einer solchen Nische sollte also gut überlegt und auf lange Sicht erfolgen – denn Audience Building ist ein Marathon, kein Sprint. Es geht dabei nicht darum, seine künstlerischen Ausdruck an die Strategien der Vermarktung zu verkaufen, sondern einen aktiven Austausch zu kreieren.
Das Torino Film Lab begleitet seit 2011 die Arbeit von Projekten und ihrem Audience Design durch Workshops. In seiner online abrufbaren Publikation erklärt das Film Lab wie sich die Kommunikation zwischen Filmschaffenden und Publikum seit der starken Digitalisierung verändert hat: durch soziale Medien sind die Zuschauer*innen aktiver in die Filmlandschaft eingebunden, weshalb Kino an sich auch all diese Kanäle mitdenken sollte.
Das klingt jetzt v.a. nach Marketingstrategien, birgt aber noch viel mehr in sich: Denn die Möglichkeit eine Community, die sich für ein bestimmtes Thema interessiert, ortsunabhängig zu erreichen, kann für die künstlerische Seele genauso erfüllend sein. Es geht also darum, Interessierte für die eigenen Inhalte zu finden, anstatt möglichst viele Rezipient*innen eines bereits vorgegebenen Kanals anzusprechen – wie es im klassischen Beispiel des Fernsehsenders der Fall ist.
Das Thema Audience Building ist komplex und birgt spannende Herausforderungen mit sich. Durch social media haben Indie-Filmemacher*innen und Produzent*innen die Möglichkeit günstig und niederschwellig ein Publikum zu erreichen. Zweifelsohne birgt aber dieser lange Marketingsprozess viele Arbeitsstunden mit sich, die auf Dauer einen riesigen Aufwand bedeuten können, der für manch eine Indieproduktion erneute Selbstausbeutung bedeutet. Eine Kombination aus Eigenmitteln mittels Crowdfunding und staatlichen btw. institutionellen Fördermitteln könnte zukunftsweisend sein. Eine eingehendere Beschäftigung mit Audience Building scheint auf jeden Fall eine Reise wert. Hört dazu unsere Folgen mit Paul Rieth, Lysann Windisch oder Isabelle Kala und Luisa Dahringer zu diesem Thema an und klickt euch durch die Links.
Weieterführende Links:
#77 | Audiencedesign: Die Suche nach dem Publikum
DFFB Sessions | Independent-Filme: Crowdfunding und Selbstdistribution
Beitrag zum Thema Audience Building von Filmmaker Freedom – LINK
TorinoFilmLab Publikation (2018) – LINK
Audience Building Roundtable – LINK
Den eigenen Film in die Kinos bringen. Wie geht das? Über 150 Kinos deutschlandweit recherchieren, Mails schreiben, mehrmals selber zum Hörer greifen, mehrmals nachhaken. Georg Pelzer (Regisseur) hat dies für seinen Debütfilm FLUTEN getan. Neben der Arbeit nach dem Dreh spricht Georg von der Set-Arbeit an seinem Improfilm. Was hat ihn motiviert, diese Art von Film umzusetzen? Was waren die Schwierigkeiten?
Für die deutschsprachige Filmszene und die Machart des Improfilms, ist das Subgenre German Mumblecore maßgeblich. Neben der Idee via Crowdfunding unabhängig von etablierten Förderstrukturen Filme zu produzieren, sind improvisierte Dialoge charakteristisch. Axel Ranisch verfasste das Sehr gutes Manifest – eine Art Guideline für einen Improvisationsfilm. Später folgten u.a. Jakob Lass (Regisseur), Timon Schäppi (Kameramann) mit den FOGMA-Regeln. Angelehnt an den Begriff DOGMA 95, welcher aus der dänischen Filmbranche entsprungen ist und eine Filmästhetik beschreibt, die vorrangig dokumentarisch arbeitet.
Noch immer ist die Situation der Kinos unklar. Wann werden sie wieder öffnen? Welche Kinos wird es überhaupt noch geben? Georg gibt durch seine Erzählungen einen einleuchtenden Impuls. Er macht deutlich, wie wichtig der direkte Kontakt zum Kino ist, um darüber hinaus das Publikum ganz unmittelbar zu erreichen. Und dieser Austausch ist nicht zuletzt bereichernd für das Publikum und die Filmschaffenden, sondern auch ein Mehrwert für die Kinobetreiber*innen.
Georg Pelzer
Regisseur
Webseite – LINK
FLUTEN – LINK
Weiterführende Links:
Sehr gutes Manifest – LINK
FOGMA- Regeln – LINK
DOGMA 95 – LINK
LOVE STEAKS (2013) von Jakob Lass – LINK
Trailer – LUCA TANZT LEISE (2016) von Philipp Eichholtz – LINK
Trailer – WONDERLAND (1999) von Michael Winterbottom – LINK
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#31 | Improvisation vs Klassische Bildgestaltung
Die aktuelle Zeit ist wie wir alle wissen durch Corona eine sehr schwierige für das Kino und den Kinofilm wie wir es kennen. Kinos, die zwar wieder öffnen dürfen, kämpfen weiterhin um das Überleben, da durch die Sicherheitsbestimmungen weniger Menschen in die Säle dürfen und dadurch die Einnahmen um einiges geringer ausfallen als gewohnt. Zusätzlich verschieben viele große Studios und Verleiher, wie Disney ihre Kinostarts weiter nach hinten in das Jahr hinein und hoffen, dass dadurch mehr Menschen den fertig produzierten Film im Kino sehen können. Ein paar Filme starteten aber trotzdem in den letzten Wochen im Kino und trotzen der aktuellen Situation. So startet auch der Film „La Palma“ von Erec Brehmer, als einer der Ersten deutschsprachigen Filme mit der Wiedereröffnung der Kinos Anfang Juni, nachdem er kurz vor Start im April verschoben werden musste. Aber muss ein Filmverleih sich komplett umstellen?
In dieser Episode reden wir mit den beiden Produzenten und Filmverleihern Dominik Utz und Martin Schwimmer über die Probleme die bei der Verschiebung eines Kinostarts auf sie zu kamen, wie sie mit der Situation umgegangen sind und wie erfolgreich ein Film in Lockdownzeiten starten kann. Zusätzlich reden wir über die deutschsprachige Verleihlandschaft, wie es ist heutzutage einen neuen Verleih zu gründen und wann der beste Zeitpunkt für eine Filmproduktion oder einen Filmschaffenden ist an einen Verleih oder Filmdistributor mit dem eigenen Filmprojekt heran zu treten.
Dominik Utz
Produzent / Verleiher
Crew United – LINK
Martin Schwimmer
Produzent / Verleiher
Crew United – LINK
Neben ihrer Produktionsfirma „Domar Film“ haben die beiden Produzenten Dominik Utz und Martin Schwimmer mit ihren zwei Kollegen Produzent Marvin Rössler und Regisseur Enkelejd Lluca den Frankfurter Filmverleih „FOUR GUYS Film Distribution“ gegründet, um mit diesem eigene, wie auch Projekte anderer Filmschaffenden und Produktionen auf die Leinwand zu bringen.
Mehr zum Film La Palma – LINK
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Die Zeiten haben sich verändert… War es vor 50 Jahren oft „einfacher“ mit einem Kinofilm aufzufallen, wird es heutzutage durch die Digitalisierung und der Flut an Medien immer schwieriger Menschen für einen Film zu begeistern. Täglich hört man News von neuen Serien, Filmen, Büchern oder Computerspielen, die um die Aufmerksamkeit der Zuschauer buhlen. Welche Möglichkeiten hat man jetzt noch als Filmschaffender in dem Meer an Medien mit dem eigenen Film aufzufallen um sich so ein Gehör zu verschaffen?
„Kenne und verstehe dein Publikum!“ – Dieser Ausspruch könnte da immer wichtiger für uns Filmschaffende werden, wenn wir Filme produzieren wollen, die im Nachhinein auch gesehen werden. So kann eine frühzeitige Strategie für den Aufbau einer Zuschauerschaft helfen, dieses Ziel zu erreichen und das Filmprojekt in der Masse für die Zielgruppe sichtbar zu machen.
So, if you ask us, why Audience Design? Because we cannot create films in a vacuum. Because we want films to be seen. Because we want filmmakers to be able to be filmmakers, and audiences to keep appreciating the art of film. – Zitat von Valeria Richter & Lena Thiele – Aus „Audience Design An Introduction“ 2018
Die Idee des Audiencedesigns in der Filmproduktion ist nicht neu. Bereits im Jahr 2011 bauten die TurinoFilmLabs einen eigenen Workshop um das Thema herum und unterstützen Filmschaffende mit dem eigens dafür kreierten „Audience Design Fund“ bei der Entwicklung von Konzepten um die Zuschauer besser erreichen zu können.
In dieser Folge des Indiefilmtalk-Podcasts reden wir mit Paul Rieth darüber, warum es immer wichtiger wird die Zielgruppe für den eigenen Film zu kennen und wie uns das frühzeitige Audiencedesign und Audiencebuilding dabei unterstützen kann. Wir schauen uns zusätzlich den Stand des deutschen Dokumentarfilms an und Paul gibt wertvolle Tipps und Ideen für eine erfolgreiche Crowdfunding Kampagne.
Paul Rieth ist Filmproduzent und Berater für Marketing, Crowdfunding und ein Audience-Stratege. Er hält seit mehreren Jahren weltweit Workshops und Vorträge zu den Themen Audiencedesign, Audiencebuilding, Audiencedevelopment, Filmindustry Inovations und Marketing. Zusätzlich schrieb er „DOK & CROWD“, ein Buch über das komplexe Fördersystem von Dokumentarfilmen und wie sich die Dokumentarfilmförderung durch die Digitalisierung verändert hat.
Paul Rieth
Filmproduzent / Berater für Marketing, Crowdfunding / Audience-Stratege
Webseite – LINK
Buch von Paul Rieth – DOK & CROWD
DOK & CROWD – LINK
Verlag – LINK
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