Arbeiten im Team – Zusammenarbeit kennt viele unterschiedliche Formen und Bezeichnungen. Neben der wohl bekanntest Art, der Kooperation, gibt es verschiedenen Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten mit anderen zu verbinden, um gemeinsam ein Projekt zu realisieren. Schnell kommt die Frage auf: „Ist die Arbeit beim Film nicht per se eine Teamarbeit? Also eine Arbeit, die in kleinen Kollektiven, in den verschiedenen Gewerken oder Departments stattfindet?“ Jein. Es kommt eben ganz darauf an, wie die Teamarbeit vonstattengeht. Sind alle gleichermaßen am Prozess beteiligt? Gibt es flache Hierarchien? Gibt es eine*n Entscheidungsträger*in? Eine autoritäre Kraft? Gibt es einen Auftrag, dem es zu folgen gilt? Dies setzt nicht außer Kraft, dass es keine konventionelle Arbeitsverteilung geben darf und jede*r alles machen soll. Viel mehr geht es darum, die Stärken der Einzelnen sichtbar zumachen und bestmöglich im Projekt einzusetzen. Dies geht nur mit guter Kommunikation und einer großen Portion Wertschätzung.
Es gibt unterschiedlichen Formen des kollaborativen Arbeitens. Schon ein Team aus zwei Personen kann per Definition ein Kollektiv sein. Wichtig ist, wie sie miteinander arbeiten. Wie wird die Führung gehandhabt? Wie wird miteinander kommuniziert? Es ist stets eine große Herausforderung, ob im kleinen oder großen Team multiperspektivisch zu arbeiten, die verschiedene Ideen, Gedanken, Stimmen und Meinungen zusammenzuführen. Wie können Arbeitsprozesse wie der Filmschnitt oder die Regieführung im Duo neu strukturiert werden? Was braucht es, um gemeinsam als Doppelspitze oder im größeren Team, wie beispielsweise in einem Writersroom, kollektiv zu arbeiten? In erster Linie Zeit und die Muße der Person gegenüber zu vertrauen.
Doch das Ergebnis lohnt sich. Gerade bei der Entwicklung der Drehbücher kann sich ein gut eingespielter Writersroom positiv auf die Entwicklung vielfältiger Figuren und einem clever gespickten Storytelling wirken. Auch bei der Umsetzung am Set kann ein fest verknüpftes Regisseur*innen-Duo Herausforderungen gemeinsam besser angehen und der Druck der Entscheidungen lastet somit nicht auf einzelnen Schultern. Diese Form der Entscheidungsverteilung bringt Ruhe und Sicherheit in die einzelnen Departments.
Zudem sind nachweislich diverse Teams krisensicherer. Durch die verschiedenen Erfahrungswerte können bestehende Lücken eher abgedeckt werden. Natürlich benötig der Aufbau Zeit und vor allem gute Kommunikationsstrukturen und Strategien, um dialogisch im Team arbeiten zu können. Aber auf lange Sicht gesehen lohnt sich die Mühe. Für die jeweiligen Teams und die Filme, die dabei entstehen.
In einem Team auf Augenhöhe zusammen zu arbeiten ist gerade im Filmbereich noch keine Selbstverständlichkeit, aber ein Trend, den wir schon bei vielen Projekten beobachten durften. In den letzten Jahren sind uns immer wieder besondere Formen der Zusammenarbeit begegnet. Daher nutzen wir die Chancen und platzieren in der heutigen Folge kleine Ausschnitte von Filmschaffenden, die in ganz unterschiedlichen Arten über ihre ganz individuelle Zusammenarbeit sprechen. Spoiler: Doppelspitzen in Regie, Drehbuch oder auch im Filmschnitt sind vielleicht ein neuer Trend, um Verantwortung für Projekte gemeinsam zu übernehmen. Oder was meint ihr? Welche Formen der kollektiven Arbeit sind euch im Filmbereich schon begegnet?
Ihr kennt noch weitere Formen der Zusammenarbeit in Departments die hier noch nicht genannt wurden? Meldet euch bei uns: comment@indiefilmtalk.de
Über folgende Episode haben wir gesprochen:
#09 Livetalk MSD | DRUCK: Crossmediales Storytelling
#81 | Filmmusik: Arbeit im Kollektiv und der Weg zur guten Filmmusik
#92 | Filmeditor*innen: Montieren im Team
#101 | LOVECUT: Ein starkes Duo
unicato – Das Kurzfilmmagazin „Kollektive Kreativität“
„Wir“ Menschen leben zusammen, arbeiten zusammen, feiern zusammen, Schauen Filme zusammen. Auch hinter der Kamera entstehen diese Filme zusammen. Doch was ist es, das uns zusammenhält?
unicato beleuchtet im November die Zusammenarbeit im Kurzfilm. Ob als Team, Allianz oder eben Künstlerkollektiv.
Moderator Markus Kavka spricht mit:
Theaterwissenschaftlerin und Moderatorin des Indiefilmtalk Podcast Susanne Braun, den Filmschaffenden der Gruppe Auge Altona aus Hamburg, dem Kollektiv werkgruppe2 undden Animationskünstler:innen von Studio Torp.
Zu sehen ist „Kollektive Kreativität“ online in der ARD Mediathek und am 9./10. November, 0:25 Uhr im MDR Fernsehen.
Trauer, Liebe, Angst, Mut, Vertrauen – Filmmusik transportiert und unterstütz die Gefühlswelten eines Films. Egal ob Science-Fiction, Drama oder Dokumentation – für jedes Genre und filmisches Format kann Filmmusik komponiert werden. Der Soundtrack oder die Filmmusik funktioniert wie eine treue Wegbegleiterin, die dem Publikum geschickt wichtige Informationen des Filmgeschehens mit an die Hand gibt. Doch wie entsteht so ein Soundtrack? Wie wird Filmmusik konzipiert und komponiert? Wie werden Gefühle vom Bild in die Musik übersetzt? Und wie funktioniert eine erfolgreiche Kommunikation zwischen Regie und Filmkomponist*in?
Die Filmkomponistin Anna Kühlein berichtet uns von ihrer Arbeit und gibt uns einen Einblick in ihre Prozesse. Neben den Dokumentarfilmen WEM GEHÖRT MEIN DORF? (R: Christoph Eder) oder VIER STERNE PLUS (R: Antje Schneider) komponierte sie auch für große Serien wie KUDAMM 59 (UFA Fiction) oder WIR SIND JETZT (RTL II). Sie erzählt uns anhand von einzelnen Projekten, wie sie in die Kommunikation mit der Regie geht. Wie sie ihre Instrumente wählt und welche Werkzeuge für sie wichtig sind, um beim Komponieren den Überblick zu behalten. Sie betont, dass jedes Projekt ein Neuanfang ist und das wichtigste Element zwischen Regie und Filmkomponist*in ist und bleibt das Vertrauen.
Über das Sehen nehmen wir einen Film bewusst wahr. Unsere Kultur ist primär geprägt durch das visuelle Sinnesorgan – das Auge. Über den Ton, das Auditive – nehmen wir den Film auf einer zweiten, tieferen Ebene wahr – unbewusst. Genau dieser subversive Einfluss, ermöglicht es der Filmmusik, eine intensive Wirkung auf unsere Filmwahrnehmung zu erzielen. Als Filmkomponistin ist damit eine große und wunderbare Aufgabe verbunden. Der Film bekommt durch die Vertonung eines Soundtracks ein zweites Herz. Doch wie gestaltet sich der Prozess der Soundfindung? Welches Instrument passt für das filmische Format und die Geschichte am besten? Wie wird das musikalische Motiv entwickelt?
Anna Kühlein
Filmkomponistin
Webseite: https://www.annakuehlein.com/
Crew United – LINK
Diese Filme/Komponistinnen wurden erwähnt:
4 MINUTEN – Musik: Annette Focks
DIE FABELHAFTE WELT DER AMÉLIE – Musik: Yann Tiersen
UNDER THE SKIN – Musik: Mica Levi
MANIAC – Musik: Dan Romer
MOONLIGHT Musik: Nicholas Britell
Ähnliche Folgen:
#81 | Filmmusik: Arbeit im Kollektiv und der Weg zur guten Filmmusik
#57 | Musik im Film: Von der Arbeit mit den Tönen
#06 DFFB Sessions | Filmton: Das unsichtbare Medium?
Was wäre der weiße Hai ohne seine ikonische Melodie bestehend aus zwei Tönen? Was wäre ein guter Horrorfilm ohne seine Soundkulisse, die uns unheimliche Situationen noch stärker durchleben lässt? Würde Gaspar Noés Film Irréversible auch ohne den in den ersten dreißig Minuten eingesetzten „Braunen Ton“ so durchdringend sein?
Diese Folge des Indiefilmtalks ist eine weitere Sonderfolge, welche in Kooperation mit der Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin, der DFFB entstanden ist. In unserem heutigen Gespräch mit DFFB Dozent, Tongestalter, Set-Recordist und Filmemacher Pascal Capitolin dreht sich alles um das Thema Ton, Musik und die Audioebene im Film. Wir schauen uns in dem Gespräch an, was Ton mit uns macht und warum das Verständnis bei uns Filmschaffenden für den Ton so wichtig ist. Zusätzlich reden wir über die Entwicklung von Soundkonzepten bereits in der Vorproduktionsphase.
Mehr zu Pascal Capitolin:
DFFB – LINK
Webseite – LINK
Crew United – LINK
DFFB Sessions | Creating “Skylines”: Der Weg zur ersten Netflixserie
DFFB Sessions | Independent-Filme: Crowdfunding und Selbstdistribution
DFFB Sessions | Fremdstoffe: Wieviel Handwerk steckt im Drehbuch?
DFFB Sessions | Kurzfilmpreis 2020: Die Sichtbarkeit des Kurzfilms
Schon Steven Spielberg hat gesagt, dass das Bild und die Audioebene in einem Film Hand in Hand gehen und zu gleichen Teilen für die Wirkung eines Films verantwortlich sind. Trotzdem hat man manchmal das Gefühl, dass wir Filmschaffende dann doch im Eifer des Gefechts eher den Blick auf das Bild als auf die Musik werfen als auf den Sound zu achten und diesen dann erst sehr spät mit in die Konzipierung eines Films mit einzubeziehen.
Besonders die Musik vermag es unterschwellig Zeichen an den Zuschauenden zu senden und trägt maßgeblich zur Stimmungsbildung bei. Durch diese Wichtigkeit mit einem audio-visuellen Medium wie einem Film sind oft die Komponisten und die Komponistinnen, die „heimlichen“ Helden einer Filmproduktion und sehr stark mit den Werken verbunden. Wie würde „Der weiße Hai“ ohne die legendären zwei Töne von John Williams klingen oder „Das Boot“ ohne die ikonische Musik von Komponist Klaus Doldinger?
In unserem heutigen Gespräch dreht sich alles um das Thema Musik im Film. Wir reden mit unseren beiden Gästen vom „Track 15“ Filmkomponistinnen Kollektiv Zeina Azouqah und Jasmin Reuter über die Arbeit an der Filmmusik, den Nutzen eines Kollektivs und darüber, wie es um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Filmkompositionslandschaft steht.
Track 15 ist ein Zusammenschluss von 11 Filmkomponistinnen. In dem Filmkomponistinnen-Kollektiv arbeiten sie gemeinsam in verschiedenen Konstellationen an verschiedenen Projekten, unterstützen sich gegenseitig, teilen die Verwertungsrechte und sind auch gemeinsam sichtbarer für die Szene. Mehr zu Track 15 findet ihr auf der Webseite.
Jasmin Reuter
Filmkomponistin
Webseite – LINK
Mitglied der Deutschen Filmakademie – LINK
Zeina Azouqah
Filmkomponistin
Webseite – LINK
Ähnliche Folgen:
#57 | Musik im Film: Von der Arbeit mit den Tönen
Der neue Ableger vom weltbekannten Batman-Bösewicht „Joker“ ist nun endlich in den deutschen Kinos angelaufen und erfreut sich guter bis sehr guter Kritiken von der Presse und den DC-Fans. Damit reit sich Schauspieler Joaquin Phoenix, der 2019 den neuen Joker auf seine erfrischende Art und Weise verkörpert, in eine Reihe mit Jack Nickelson und Heath Ledger. Es wird sogar von Oscarnominierungen gemunkelt.
Regisseur Todd Phillips und Drehbuchautor Scott Silver, die das Drehbuch zum Film geliefert haben und Regie geführt haben (Todd Philips), kreieren damit bereits jetzt ein kulturelles Phänomen.
Todd Philips analysiert in diesem kurzen, aber interessanten Video von der „The New York Times“ eines der ikonischsten Scenen aus dem Film:
https://www.youtube.com/watch?v=nTVdN6s3rXY
Wir finden das super interessant, weil man selten einen solchen Blick hinter die Entstehung einer solchen Szene bei einem solchen großen Projekt, wie dem „Joker“ bekommt. Zusätzlich finden wir interessant das Todd scheinbar schon in einem sehr frühen Stadium der Produktion mit der Komponistin … zusammen gearbeitet hat, die die Musik für die Szene bereits an ihn geschickt hatte und diese zufällig Platz in dem Film gefunden hat.
Richtig interessant wird diese Analyse, wenn ihr euch noch zusätzlich den Tweet von „Screenplayd“ anschaut:
https://twitter.com/Screenplayed/status/1181962526558433280
Hier findet ihr noch das originale Screenplay von Todd Phillips und Scott Silver und wie sich dieses parallel zum Film verändert hat.
Wie früh Komponisten gerne in einem Projekt involviert sein wollen findet ihr in unserem interessanten Talk mit Komponist Marko Cirkovic zum Thema Musik im Film ->
Die Filmmusik gibt es schon so lange wie es den Film gibt. Schon in Stummfilmzeiten waren die Filme zwar „stumm“, aber man erkannte die Macht des auditiven und nutzte das Live-Spiel zur Untermalung der Filme. So entwickelte sich die Filmmusik parallel zum Film immer weiter und wurde zu einem wichtigen Bestandteil des Films. Sie kann die emotionale Bedeutung einer Szene in komplett andere Richtungen lenken oder in der gewünschten Emotion um ein vielfaches stärken. Was wäre Steven Spielbergs Meisterwerk „Jaws“ ohne die Musik von „John Williams“, oder „Mission Impossible“ ohne die ikonische Musik von Lalo Schifrin. Das perfekte Zusammenspiel zwischen Bild und Ton kann einen Film zu einem Meisterwerk machen. So ist es in der Geschichte des Films nicht selten passiert, dass sich Regisseur/innen und Komponist/innen nach einer ersten erfolgreichen Zusammenarbeit für eine langfristige Kooperation entscheiden.
Alfred Hitchcock und Bernard Herrmann David Cronenberg und Howard Shore Steven Spielberg und John Williams George Fenton und Ken Loach Tim Burton und Danny Elfman J. J. Abrams und Michael Giacchino
In dieser Folge reden wir mit Filmkomponist Marko Cirkovic über die Beziehung und die Arbeit zwischen Regisseuren/innen / Produktionen und Komponist/innen. Zusätzlich reden wir über die Arbeit an Projekten und schauen, ob es aktuell die wiedererkennbare „Die Filmmusik“ aus Deutschland gibt.
Mehr zum Thema Filmmusik findet ihr hier
Marko Cirkovic
Filmkomponist
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Soundcloud – LINK
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DFFB Sessions | Filmton: Das unsichtbare Medium?
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