Als der Filmstudent Steffen Meyn bei der Räumung des Hambacher Forstes 2018 von einem Baum stürzt und dabei tödlich verunglückt, läuft seine Kamera weiter. Er trug sie – auf einen Helm geklebt – auf seinem Kopf. Eine Person von der Polizei hebt sie damals auf und packt sie in eine Tüte. Die wurde dann von Hand zu Hand weitergegeben, bis sie schließlich auf einer Polizeistation landete. Als die trauernden Eltern das Filmmaterial ihres Sohnes endlich wieder bekommen, stand die Frage im Raum – was tun damit? Steffen Meyn hatte über zwei Jahre hinweg die Besetzung im Hambacher Forst mit der Kamera begleitet, war dabei als Baumhäuser gebaut wurden, lernte klettern, tauschte sich mit den Aktivist*innen über ihre Motivationen aus. Ursprünglich wollte er mit dem Material ein VR-Erlebnis kreieren, das den Wald erlebbar macht, wenn der nicht mehr da sein wird. Es ist ein Projekt, das nie zustande kommt. Stattdessen baten Steffen Meyns Eltern Freund*innen ihres Sohnes, einen Film aus dem Material zu machen. Keine leichte Aufgabe, erzählt Fabiana Fragale im Rückblick:
„Kilian sagt das immer so schön. Er sagt: Das haben wir ja nicht ausgesucht – das Material -, das ist einfach auf uns gekommen, über eine Scheißsituation. Nämlich, weil ein richtig guter Freund von uns gestorben ist.“
Ist ein kreativer Prozess überhaupt möglich, wenn alle wie erstarrt sind und trauern? Eine Antwort darauf ist Pragmatismus. Jens Mühlhoff machte den Start und fing an das Material zu sortieren. Eine Herausforderung dabei – Steffen Meyn hatte zum großen Teil mit einer 360 Grad-Kamera gedreht, die er auf seinem Kopf trug. Auf diese Weise filmte er sein gesamtes Umfeld. Dabei entstanden zwei Bilder, die in der Nachbearbeitung erst einmal von Hand zusammengefügt werden mussten, um ein 360-Grad-Bild zu bekommen. Im Schnitt mussten dann aus diesen Rundumbildern einzelne Bilder ausgewählt werden. Wenn sie im Prozess dann umgeschnitten haben, erzählt Fabiana, dann mussten sie auch die Bilder neu wählen. Material, das aber auch Vorteile hatte, erzählt sie: „Zum Beispiel kannst du dann eine Situation im Gespräch von zwei Leuten – Steffen stand in der Mitte, zwei Leute haben geredet -, in dieser Situation kannst du dann einmal zu einer Person schwenken und dann kannst du plötzlich gegenschneiden und der anderen Person zuhören. Und dann kannst du aber auch noch rauszoomen und alle drei gleichzeitig sehen. Das heißt, du entscheidest das, was du eigentlich am Filmset entscheidest im Schnittraum.“
Wie kommt man jetzt zu dritt auf eine Geschichte, die mit diesem Material erzählt werden kann? Im ersten Schritt haben alle individuelle Timelines erstellt – mit ihren Lieblingsszenen. Als sie die verglichen haben, stellten sie fest, dass es gar nicht so viele Überschneidungen gab. Wie also weiter? Neben dem reinen Bildmaterial schwingt auch immer die Thematik mit. Die Besetzung, die Räumung und auch der Tod von Steffen Meyn waren öffentlich und bewegten sich in einem politisch aufgeladenen Spannungsfeld. Denn Medien, Politik und Aktivist*innen rangen um eine Bedeutungshoheit dieses Todes, erzählt Fabiana Fragale im Podcast. Dort eine eigene Position zu finden war ein Spagat, erinnert sich Jens Mühlhoff:
„Was ein ganz großer Spagat war, war einerseits Steffen als Person, der wir emotional nah sein wollten. Andererseits wollten wir aber auch unglaublich viel politisch da drin verhandeln. Und dieser Spagat der hat, glaube ich, eine sehr lange Genese in diesem Prozess gehabt.“
Auch die Arbeit zu dritt stellte die drei Regisseur*innen immer wieder vor Herausforderungen. Denn alle hatten eine individuelle Beziehung zu ihrem verstorbenen Freund und unterschiedliche Vorstellungen davon, wie der Film am Ende aussehen sollte. „Wir hatten den Film mehrmals fast fertig – ob jetzt im Kopf, oder im Schnittraum – und sind dann noch mal ein gutes Stück zurück“, erzählt Kilian Kuhlendahl, „wenn man viel umwerfen muss, dann muss man das tun und dann gibt es auch einen Grund dafür.“ Diese Entscheidungen liefe nicht ohne Diskussionen und Kompromisse im Schnittraum ab.
Am Ende entstand ein Film, der mit der ursprünglichen Idee von Steffen Meyn nicht mehr viel zu tun hatte. Und auch er – als Mensch und Freund – ist ein Stück weit Teil einer konstruierten Dramaturgie geworden. Kilian Kuhlendahl:
„Wir hatten jahrelang eine Filmfigur konstruiert und wussten, dass wir bestimmte Szenen auf eine bestimmte Weise schneiden, weil es gerade in die Dramaturgie passt. Und, dass der reale Steffen, der Mensch, um den ich trauere, jemand anders ist, als die Figur in diesem Film.“
Am 21. September kommt der Dokumentarfilm “Vergiss Meyn Nicht” in die deutschen Kinos. Das Besondere an diesem Film ist, er ist postum entstanden. In dieser Folge sprechen wir darüber, wie das eigentlich geht. Mit welchen Herausforderungen ist das verbunden und was kann und sollte man dabei beachten? Darüber sprechen wir mit den drei Regisseur*innen des Films: Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl und Jens Mühlhoff.
Fabiana Fragale
Regisseurin & Filmemacherin
Website – https://www.fabianafragale.com/
Kilian Kuhlendahl
Regisseur*in und Autor*in von erzählerischen Formaten wie Hörbuch und Graphic Novel
Website – http://www.kkuhlendahl.de/
Jens Mühlhoff
Regisseur und Filmemacher
Website – https://www.jensmuehlhoff.de/
Weiterführende Links
W-Film – https://www.wfilm.de/vergiss-meyn-nicht/kinotermine/
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Inhalt und Gestaltung sind das Herzstück einer filmischen Erzählung. Getrennt voneinander existieren sie nicht. Der Stil eines Filmes, die Stimmung einer Szene oder die besondere Wirkung einer Sequenz resultieren erst aus dem Zusammenspiel der Elemente: Kameraeinstellung, Montage, Farbdramaturgie, Symbolik, Set Design, Schauspiel, Ton, Musik etc. Vieles lässt sich schon beim Drehbuchschreiben konzipieren. Manchmal sind wir uns unserer stilistischen Entscheidungen aber gar nicht so bewusst oder sehnen uns nach mehr Kreativität. Wie können wir also unser filmtechnisches Denken und Handwerk erweitern, um mehr Inszenierungsmöglichkeiten vor Augen zu haben? Durch die Filmanalyse.
Nicht jeder Film erfindet natürlich das Rad neu. Für verschiedene Genres und Formate haben sich bestimmte Konventionen etabliert – das wird z.B. klar wenn man sich den unterschiedlichen Rhythmus von Komödien und Dramen ansieht. Diese können befolgt aber auch bewusst gebrochen werden. Viele Entscheidungen sind natürlich an Produktionsbedingungen gebunden, andere gestalten Filmschaffende auch unbewusst, denn jeder ist schließlich auch von den eigenen Sehgewohnheiten beeinflusst. Gerade deshalb kann es hilfreich sein, die persönlichen Vorlieben und somit die Arbeit anderer Filmschaffenden genauer zu erforschen. Also nun, auf zur Filmanalyse, so vergehen die Lockdown-Tage im Nu.
Wie analysiere ich einen Film? Damit das Ganze am meisten Spaß macht, empfiehlt es sich natürlich, einen Film zu wählen, den ihr gut findet und möglicherweise schon öfter gesehen habt. Nach einer (erneuten) Sichtung überlegt ihr euch, welche Szene(n) ihr nun genauer unter die Lupe nehmen wollt. Spielt diese nochmal ab. Als nächstes fragt ihr euch, worauf ihr zuerst achten wollt: auf die Kameraeinstellungen, Schauspiel, Bewegung von Kamera und Schauspieler*innen, etc.? Einen Fokus zu setzen, erleichtert es, in einzelnen Aspekten tiefer zu gehen. Analysiert man etwa Bild und Tonebene getrennt, lässt sich die Gesamtwirkung danach differenzierter betrachten: Doppeln sich die Bedeutungsebenen oder erzeugen sie Mehrdeutigkeit?
Manchmal wissen wir aber auch nicht so schnell, wo wir anfangen sollen. In dem Fall lohnt sich eine kleine Recherche als Input – das Internet hat unendlich viele Analysevideos zu bieten von Kubrick Einsatz von Close-Ups bis zu Amirpours Bildsprache in A Girl Walks Home Alone At Night. Viele DVDs enthalten erklärende Audiokommentarspuren der Regie. Nun vielleicht schon eher inspiriert für die eigene Analyse?
Wenn ihr beim erneuten Ansehen eurer gewählten Szene z.B. merkt, dass Close-Ups häufig vorkommen, fragt euch: Wie würde die Szene wirken, wenn der/die Filmschaffende stattdessen Halbtotalen oder Totalen eingesetzt hätte? Inwiefern wäre der Fokus der Erzählung verschoben? Mit welcher Wirkung? Nahe Einstellungen heben z.B. emotionale Reaktionen der Figuren hervor, während Totalen den inneren Zustand eines Charakters auf symbolischere Weise erzählen können, etwa indem dieser verloren innerhalb eines überwältigenden Settings steht.
Vielleicht seid ihr aber auch mehr der/die learning by doing type? Sareesh Sudhakaran schlägt vor, sich Szenen, sofern das Herunterladen möglich ist, in einer Schnittsoftware zu importieren und hands-on eine veränderte Reihenfolge von Shots auszuprobieren – eine gute Möglichkeit, um die Wirkung der Montage zu testen. Genauso ließen sich die Tonspur verändern, Helligkeit, Tempo und und und. Andere konzentrierte Analysetechniken sind z.B. das Abspielen in Zeitlupe, das Betrachten ohne Ton, das Hören ohne Bilder – wie viel verstehen wir von der Story, wenn Elemente fehlen? Lustiger und produktiver kann auch der gemeinsame Austausch über eine Filmszene mit Freundinnen oder Kolleginnen sein. So kommt man außerdem oft auf neue Ideen.
Weiterführende Tipps:
Der Indiefilmtalk Filmbreak für alle die gemeinsam Filmszenen analysieren wollen: Wenn du Lust hast dich mehr mit der Analyse zu beschäftigen und dabei mit Kollegen und Kolleginnen auszutauschen, schau doch auch gerne mal bei unserem monatlichen Filmbreak-Abenden vorbei
Tolle Scenebreakdowns findet man auch beim Youtube Channel von Studiobinder – LINK
Noch mehr zum Thema Filmanalyse gibt es hier
Wie viele komplexe Protagonist*innen, die keine weißen, heterosexuellen, able-bodied, cis-Männer sind, fallen euch spontan ein? Diversität im Film?
Die westliche Filmproduktion und ihr Kanon großer Meister ist seit jeher auf weiße, männliche als vermögende konzipierte Helden fokussiert. People of Color, disabled persons, Frauen, ältere Personen machen noch immer einen weit geringeren Teil der repräsentierten Filmfiguren aus. Ein Inklusions- und Diversitätsbericht der University of Southern California enthüllte 2018 anhand von 1100 Filmen deutliche Defizite, drastische Zahlen stellte auch die Writers Guild of America fest. In Deutschland zeigte z.B. – v.a. die Frage der Geschlechtergerechtigkeit betreffend die Malisa Stiftung große Lücken auf (mehr dazu bei der Filmlöwin). Eine umfassendere Umfrage zu Vielfalt und Diskriminierung vor und hinter der Kamera im deutschsprachigen Raum – „Vielfalt im Film“ – ist zur Zeit im Gange.
Medienangebote vernachlässigen vielfach diversere Perspektiven und erklären so die dominierende Erzählweise als natürlich und gesellschaftlich repräsentativ. Davon abweichende Narrative und Figuren werden an den Rand gedrängt, marginalisiert. Doch abgesehen davon, dass die gegenwärtige mediale Repräsentation nicht der real existierenden Diversität entspricht, sollte gerade das Medium Film seinem Publikum auch mögliche Welten näher bringen, einen Bildungsauftrag erfüllen – wie auch Sheri Hagen in unserer Episode zur Diversität erklärt.
Zwar gibt es ansatzweise Regelungen, die eine Veränderung der gegenwärtigen Zustände anstoßen sollen, doch stehen wir hier noch weit am Anfang. Bisher sind US-amerikanische Studios und Streaminganbieter sowie der BFIfederführend. Aktionen wie #oscarssowhite oder #whitewashedOUT kritisierten etwa die weiße Vormachtstellung der Academy – kein exklusiv US-amerikanisches Phänomen, im Gegenteil, denn die deutschsprachige Filmindustrie ist genauso wie andere Bereiche der Gesellschaft durchzogen von strukturellen Rassismen und anderen, sich teilweise überschneidenden Diskriminierungsformen, die Teil des Systems sind (Stichwort Intersektionalität).
Mit der Frage danach, wer eine Stimme und ein Gesicht erhält, ist untrennbar die des Identifikationsangebots verbunden. Dass das Fehlen von ermächtigenden role models nicht zuletzt negativen Einfluss auf die Ausbildung des Selbtswertgefühls marginalisierter Menschen nehmen kann, ist fatal (Studie von Yang 2017).
Ausgehend von der Kritik feministischer Filmtheoretikerinnen am patriarchalen male gaze in den 1970er Jahren, bekam bald darauf auch die Thematisierung weiterer, mehrfacher Diskriminierungsformen Aufmerksamkeit. So beschrieb bell hooks 1984mit dem oppositional gaze die Position Schwarzer Zuseherinnen in einer weißen, patriarchalen Mehrheitsgesellschaft. Anne Kaplan kritisierte mit dem imperial gaze die Blickgewohnheitendes Hollywood-Kinos, das durch seinen werte-geladenen Blick den/die Betrachteten ethnischer Minderheiten degradiert.
Die Trope des „male negro“ lässt sich als ein Effekt solcher Verfahrensweisen entlarven. Die in den letzten Jahren häufig verwendeten Begriffe female gaze, sowie der noch weniger bekannte queer gaze beschreibenErzählweisen, die sich explizit gegen den heteronormativen male gaze richten. Das Potenzial einer Vielfalt an Perspektiven ist zweifelsohne da, die Frage ist aber: Welche Geschichtenerzähler*innen werden letzten Endes gefördert – mit unseren Steuergeldern? Hier zeigt sich der deutschsprachige Raum noch viel zu einseitig.
Studien und Forschungen, die Fakten und Zahlen über die Repräsentationslage liefern, können dazu verhelfen, Richtlinien und Kriterien in Institutionen, Fördergebern und Gremien einzufordern. Nur Quoten allein lösen das Problem aber nicht, denn „Diversität sollte keine Checkliste sein“, kritisiert Jerry Kwarteng solche Strategien (nachzuhören in Teil zwei unserer Episode). Es kommt nicht nur darauf an, wie viele diverse Charaktere in einem Film durchs Bild laufen, sondern welche und wie viele davon auch Figurenentwicklungen durchmachen und wesentlich für die Erzählung sind – und zwar abseits von Narrativen, die Migration explizit thematisieren und so wieder Othering-Dynamiken festigen.
Doch der Besetzungspolitik wohnt in dieser Hinsicht meist noch ein Tunnelblick inne. Jede*r Filmschaffende*r sollte sich überlegen, ob er oder sie bei der Auswahl des Casts eine limitierende Brille (unconscious bias) trägt, die Merkmale, wie eine nicht-weiße Hautfarbe von vornherein ausschließt (Stichwort Typecasting). Auch als Publikum sollten wir unsere eigene Wahrnehmung schulen, unsere Bias reflektieren und Filme unterstützen – sei es nur durch deren Rezeption – die sich von Diskriminierungsformen befreien. Denn: All Stories matter.
Mit dem Kinostart von SYSTEMSPRENGER (R: Nora Fingerscheidt) ist der Name selbst – wenn auch ungern von pädagogischen Fachkräften genutzt und gehört – zur ausdrucksstarken Metapher eines bisher noch wenig beachteten Prozesses geworden. Bei der Bezeichnung – SYSTEMSPRENGER – geht es nicht um das Kind, sondern den Verlauf eines Falles bei dem Kinder und Jugendliche eine erfolglose Laufbahn im Hilfesystem erfahren.
Die Protagonistin BENNI ist so ein Fall. Sie ist wild und unbändig. Alles was sie will, ist die Liebe und Aufmerksamkeit ihrer Mutter. Der Film zeigt, was passiert, wenn das System „gesprengt“ wird, obwohl doch alle Beteiligten versuchen alles richtig zu machen.
In dieser Folge wollen wir uns mit zwei Themen beschäftigen: Zum einen mit der besonderen Herausforderung mit Kindern zu hoch emotionalen Themen vor der Kamera zu arbeiten. Zum anderen widmen wir uns der Herausforderung, wie die Macher*innen des Films ein gesellschaftliches Randthema oder gar Tabuthema produzieren konnten. Was gab es für Resonanzen bei der Suche nach potenziellen Förderern? Was für Hürden und vielleicht sogar Ablehnungen? Und wie wird der Film nach der Kinoauswertung pädagogisch aufbereitet?
Für unser Gespräch sind die Ko-Produzentin Frauke Kolbmüller und der Kameramann Yunus Roy Imer zu Gast.
SYSTEMSPRENGER – LINK
Frauke Kolbmüller
Ko-Produzentin
Oma Inge Film – Produktionsfirma – LINK
Yunus Roy Imer
Kameramann
Webseite – LINK
#43 | Spielfilmdebüt: Und die Arbeit danach
#35 | Kurzfilme: Für Kids & Teens
Die Zeiten haben sich verändert… War es vor 50 Jahren oft „einfacher“ mit einem Kinofilm aufzufallen, wird es heutzutage durch die Digitalisierung und der Flut an Medien immer schwieriger Menschen für einen Film zu begeistern. Täglich hört man News von neuen Serien, Filmen, Büchern oder Computerspielen, die um die Aufmerksamkeit der Zuschauer buhlen. Welche Möglichkeiten hat man jetzt noch als Filmschaffender in dem Meer an Medien mit dem eigenen Film aufzufallen um sich so ein Gehör zu verschaffen?
„Kenne und verstehe dein Publikum!“ – Dieser Ausspruch könnte da immer wichtiger für uns Filmschaffende werden, wenn wir Filme produzieren wollen, die im Nachhinein auch gesehen werden. So kann eine frühzeitige Strategie für den Aufbau einer Zuschauerschaft helfen, dieses Ziel zu erreichen und das Filmprojekt in der Masse für die Zielgruppe sichtbar zu machen.
So, if you ask us, why Audience Design? Because we cannot create films in a vacuum. Because we want films to be seen. Because we want filmmakers to be able to be filmmakers, and audiences to keep appreciating the art of film. – Zitat von Valeria Richter & Lena Thiele – Aus „Audience Design An Introduction“ 2018
Die Idee des Audiencedesigns in der Filmproduktion ist nicht neu. Bereits im Jahr 2011 bauten die TurinoFilmLabs einen eigenen Workshop um das Thema herum und unterstützen Filmschaffende mit dem eigens dafür kreierten „Audience Design Fund“ bei der Entwicklung von Konzepten um die Zuschauer besser erreichen zu können.
In dieser Folge des Indiefilmtalk-Podcasts reden wir mit Paul Rieth darüber, warum es immer wichtiger wird die Zielgruppe für den eigenen Film zu kennen und wie uns das frühzeitige Audiencedesign und Audiencebuilding dabei unterstützen kann. Wir schauen uns zusätzlich den Stand des deutschen Dokumentarfilms an und Paul gibt wertvolle Tipps und Ideen für eine erfolgreiche Crowdfunding Kampagne.
Paul Rieth ist Filmproduzent und Berater für Marketing, Crowdfunding und ein Audience-Stratege. Er hält seit mehreren Jahren weltweit Workshops und Vorträge zu den Themen Audiencedesign, Audiencebuilding, Audiencedevelopment, Filmindustry Inovations und Marketing. Zusätzlich schrieb er „DOK & CROWD“, ein Buch über das komplexe Fördersystem von Dokumentarfilmen und wie sich die Dokumentarfilmförderung durch die Digitalisierung verändert hat.
Paul Rieth
Filmproduzent / Berater für Marketing, Crowdfunding / Audience-Stratege
Webseite – LINK
Buch von Paul Rieth – DOK & CROWD
DOK & CROWD – LINK
Verlag – LINK
Mehr zum Thema Filmemachen in Corona Zeiten gibt es hier
Neben des Kreierens von Welten und Geschichten in Filmen wird das Kurratieren von den Filmen in den Kinos immer wichtiger. Das Kuratieren und die Zurverfügungstellung von Filmen gibt dem Zuschauer die Möglichkeit in fremde Welten einzutauchen und bis dato noch nicht gesehenes zu entdecken. Hier sind die Kommunalen Kinos mit ihren Programmen und Events die sie rund um einen Film, ein Genre oder einer ganzen Filmreihe bauen ganz vorn mit dabei, wenn es darum geht die Filmkunst zu zelebrieren und zugänglich zu machen. Hierfür hat der Bundesverband kommunale Filmarbeit e.V. bei ihrem 1. Bundeskongress im Jahr 2005 ein Qualitätslable für das Kommunale Kino mit neun Punkten erstellt, welches zeigt, wie wichtig es ist Filme in dem gesamten Umfang einer breiten Maße zur Verfügung zu stellen (Quelle: Bundesverband kommunale Filmarbeit e.V.):
Die detaillierten Informationen zu dem „Qualitätslable des Kommunale Kinos“ findet ihr hier.
„Die Frage ist letzten Endes, ob man überhaupt für kommende Generationen einen Begriff von Kinokultur aufrechterhalten will, der multikulturell, spezifisch und differenziert ist. Wenn man ein Kino will, das den Blick in die Welt und in die Geschichte offenhält, braucht man mehr denn je die Kommunalen Kinos.“ Wim Wenders, Regisseur
In der heutigen Folge reden wir mit Kinomacherin Manja Malz vom Kino Metropolis und B-Movie aus Hamburg und Kinomacher und Vorstandsvorsitzender des Bundesverband kommunale Filmarbeit e.V. Andreas Heidenreich über den Umgang mit der aktuellen Corona-Situation bei den Kommunalen Kinos und darüber wie man in dieser Zeit noch Kinomachen kann.
Manja Malz
Kinomacherin
Hamburg Metropolis Kino – LINK
B-Movie Kino – LINK
Eine Stadt sieht einen Film – LINK
Andreas Heidenreich
Kinomacher, Vorstandsvorsitzender des Bundesverband der kommunalen Filmarbeit e. V.
Bundesverband der kommunalen Filmarbeit e. V. – LINK
Deutsches Filminstitut und Filmmuseum (DFF) – LINK
Manja Malz ist neben ihrer Arbeit im Hamburger Metropolis Kino für die Programmgestaltung im B-Movie Kino zuständig und rückt mit ihrem Filmevent „Eine Stadt sieht einen Film“ Filme wieder in den Fokus, die lange nicht mehr gesehen wurden oder nirgends zu finden sind.
Andreas Heidenreich ist Kinomacher und entwickelt neben seiner Tätigkeit beim Deutschen Filminstitut und Filmmuseum (DFF) als Vorstandsvorsitzender des Bundesverband der kommunalen Filmarbeit e.V. das Programm für die Caligari Filmbühne in Wiesbaden und das Kommunale Kino Weiterstadt.
Manja Malz empfiehlt:
#filmtourismathome – LINK
Streamingtipp zu einer ausgewähltem Retrospektive vom Filmmuseum München – LINK
Andreas Heidenreich empfiehlt:
Buchempfehlung
Truffaut, Francois: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? Frankreich 1966.
Filmempfehlungen
Hitchcock, Alfred: Sabotage. 1936 – LINK
Al Mansour, Haifaa: Das Mädchen im Wadja. 2012 – LINK
hilfdeinemkino – LINK
Bundesverband kommunale Filmarbeit e. V. – LINK
Caligari FilmBühne – LINK
Digitale Ideenplattform von Kinos für Kinos – LINK
Eine Stadt sieht einen Film – LINK
Exground Filmfest – LINK
Film Archiv Austria – LINK
Filmmuseum-München ausgewählte Retrospektive (Online-Angebot des BkF e.V.) – LINK
FORTZETZUNG FOLGT – LINK
goEast Filmfestival – LINK
Metropolis Hamburg – LINK
44. Open-Air Filmfest Weiterstadt – LINK
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#75 Corona-Spezial | Einmal Irak und zurück
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©Metropolis Kino Hamburg
Aktuell hält die Welt den Atem an! Alles berichtet über den Coronavirus, der wie ein Tornado über den ganzen Globus fegt und uns in allen Lebensbereichen trifft. Der Virus hat auch in unserer Branche Halt gemacht. Filmproduktionen werden abgesagt, Kinos geschlossen, Förderungen gestoppt und viele von uns haben wirtschaftliche Ausfälle, die uns in die Insolvenz treiben können.
Wir haben überlegt wie und ob wir unseren regelmäßigen Ablauf an die aktuelle Situation anpassen können und haben uns rasch dazu entschieden, doch verstärkt auf die aktuellen Umstände einzugehen und die Situation ernst zu nehmen. Wir werden unseren zwei-wöchigen Rhythmus zwar beibehalten aber zusätzlich Di. und Fr. eine Sondersendung zu dem Thema herausbringen. In diesen Sondersendungen wollen wir über Chancen sprechen, darüber welche Lösungen andere Filmschaffende, Kinos oder Festivalmacher/innen entwickeln oder schon gefunden haben und wie wir die Situation gerade selbst wahrnehmen. Die Folgen werden einwenig kürzer rougher sein aber euch vielleicht mit ein paar Gedanken und Ideen beflügeln, um diese Zeit trotzdem kreativ zu überstehen. Also bleibt in erster Linie gesund, in zweiter kreativ und hört gern in den Podcast rein! Falls ihr Themenvorschläge zu der Sonderreihe habt, fühlt euch frei, uns diese über unsere E-Mailadresse comment@indiefilmtalk.de mitzuteilen. Wir würden uns freuen, diese in den kommenden Folgen mit einzubauen. 🙂 Wenn ihr unser Format gut findet und ihr uns unterstützen möchtet würden wir uns über eure Unterstützung über Steady oder Paypal unterstützt, jeder Euro zählt. Links die wir in dieser Folge erwähnt und besprochen haben: Umfrage zum Thema „Auswirkungen durch das Coronavirus auf die Kultur- und Kreativwirtschaft“ RBB machts… Berliner Morgenpost – Corona-Karte
„Victoria“, „Russian Arc“ und „LIMBO“ reihen sich in die Kategorie der One-Shot-Filme ein. Nicht nur, dass es keinen sichtbaren Schnitt gibt – es gibt gar keinen Schnitt. Diese Form des Filme Machens erfordert ein hohes Maß an Planung und Kooperation jedes einzelnen Teammitgliedes. Nichts kann wiederholt werden – alles wird auf eine Karte gesetzt. Welche Vor- und Nachteile gehen die Filmschaffenden dabei ein? Welche Wirkung erzielt diese Art des Geschichtenerzählens?
Seit es die Möglichkeit gibt Filme zu drehen, gibt es auch jeher den Versuch technisch immer wieder neue Finessen herauszuarbeiten – auch der One-Shot und die Plansequenz gehören seit der ersten Stunde dazu. Schon im vordigitalen Zeitalter brillierte Alfred Hitchock mit seinem One-Shot-Film „Cocktail für eine Leiche“ zumindest mit verdeckten Schnitten. 67 Jahre später beeindruckt der 136-minütige Film „Victoria“ von Sebastian Schipper das Publikum. Aus insgesamt drei Takes wird ein Take ausgewählt und einmal mehr ist auch dem Laien klar: „Einen Film zu kreieren ist echte zähe Teamarbeit.“
Regisseur Tim Dünschede und Kameramann Holger Jungnickel geben uns einen kleinen Einblick in ihre Arbeit. Stoffentwicklung, Vorproduktion und insbesondere der Dreh sind bei diesem Projekt mit besonderen planungstechnischen Herausforderungen gespickt – die Beiden erzählen uns von ihrer Erfahrung und lassen uns teilhaben an der Entstehung eines minutiös durchdachten Debütspielfilms.
Eine weitere spannende Plansequenz findet ihr hier
In folgenden Kinos könnt ihr ab dem 20.02.2020 den Film LIMBO sehen:
Tim Dünschede
Regisseur
Agentur – LINK
Holger Jungnickel
Kameramann
Webseite – LINK
Für weitere Fragen, Anregungen und Feedback kontaktiert und unter comment@indiefilmtalk.de
Das Jahr 2019 neigt sich langsam dem Ende zu, also dachten wir uns eine weitere „It’s a Wrap (Wrap-Up) Folge vom Indiefilmtalk- Podcast für das Jahr 2019 zu machen. Passend zu den Feiertagen lassen unsere Gäste Regisseur Daniel Chisholm, Regisseurin Emma Rosa Katharina Sauter und Regisseur Dieter Primig ganz entspannt bei einem Tässchen Glühwein, Mandarinen und Weihnachtsgebäck das Jahr 2019 review passieren und gehen freudig auf das neue Jahr zu.
In unserer Runde reden wir über das Kino 2019, das Abwandern der großen Filmemacher, wie Alfonso Cuaron oder Martin Scorcese zu Netflix und was das für den Film im allgemeinen bedeuten könnte. Zusätzlich schauen wir uns in einem Spoilerfreien Talk „The Irish Man“ an und geben ein paar interessante Filmtipps für die Feiertage.
Diese Folge ist die letzte reguläre Folge in 2019. Wir bedanken uns herzlichst bei euch Zuhörern für das Hören, Teilen, Abonnieren, Feedback Geben und Mitdiskutieren bei den Folgen. Zusätzlich bedanken wir uns bei allen Gästen für die Gespräche, den Spaß und die Impulse die ihr uns gegeben habt. Wir wünschen euch allen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bis Februar gehen wir in die Winterpause und kommen danach wieder mit neuen interessanten Formaten, Themen und Gästen in 2020 wieder.
Martin Scorcese über das Kino und Streamingdienste beim London Filmfestival:
Podcasts die ihr euch auch anhören könnt:
Filmvorschläge Emma Rosa Katharina Sauter:
Filmvorschläge Daniel Chisholm:
Filmvorschläge Dieter Primig:
Buchvorschläge Susanne Braun:
Filmvorschläge Yugen Yah:
Daniel Chisholm
Regisseur
Webseite – LINK
Emma Rosa Katharina Sauter
Regisseurin
Webseite – LINK
Dieter Primig
Regisseur
Webseite – LINK
Wie wir alle wissen ist neben der kreativen Arbeit am Set die Arbeit in der Produktion eines der wichtigsten Aufgaben bei der Umsetzung eines Films. Hier werden die Weichen für das Filmprojekt gestellt und die richtigen Leute, Unterstützer und Förderer für das Projekt gefunden. Diese Arbeit gibt dem Produzenten auf der einen Seite die Möglichkeit selbst sehr stark in den Entwicklungsprozess eines Films einzugreifen, ist aber auf der anderen Seite durch die vielen Aufgaben und Teilaufgaben in der Regel kein leichtes Unterfangen. Neben der Arbeit mit dem kreativen Department, der Arbeit an der Vor-Produktion schreibt man Förderanträge, muss wünsche von Ko-Produzenten und Förderern mit beachten und die gesamte Filmproduktion budgetär am Laufen halten.
Success stems from the producer creating the optimal conditions for the filmmaker’s own creative process. Not from steering the filmmaker through a one-size-fits-all approach. – Jason Blum
Da die Produktion eines Films in der Regel eine sehr intensive Zeit für einen Produzenten/in bedeutet und dieser Film wie beim Regisseur und Filmschaffenden für die Reputation einer Produktion wichtig ist, ist die Auswahl des richtigen Stoffes und der „richtigen“ Person für die Umsetzung besonders wichtig für einen Produzenten.
In dieser Folge des Indiefilmtalkpodcasts beschäftigen wir uns mit der Filmproduktion von Debutfilmen. Wir reden mit Produzent Arto Sebastian von „Wood Water Films“ über die Entscheidung mit seinen Kollegen, direkt nach dem Filmstudium eine eigene Produktionsfirma 2016 zu gründen und wie ihre Arbeit aussieht. Zusätzlich schauen wir uns an, wie wichtig Kontakte und die eigene Reputation für die Förderung ist, was die Schwierigkeiten bei Auslandskoproduktionen sind und reden und reden darüber, was ihn dazu bewegt mit einem/r Regisseuren/innen und Autoren/innen an einem Film zu arbeiten. https://www.youtube.com/embed/GIcmWKqJhII
Noch mehr Spanndes zum Thema Filmproduktion findet ihr hier
Arto Sebastian hat Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg studiert und gründete mit seinen damaligen Kommilitonen Karoline Henkel und Jasper Philipp Mielke direkt nach dem Studium ihre Produktionsfirma Wood Water Films. Spezialisiert haben sie sich auf die Produktion von Debutfilmen. Seit der Gründung 2016 konnten sie bereits große Erfolge mit ihren Produktionen erzielen. Ihr aktuelles Filmprojekt „Sag du es mir“ gewann vor kurzem den Filmkunstpreis des „15. Festival des deutschen Films“ in Ludwigshafen und ist für den „First Steps Award“ nominiert worden.
Arto Sebastian
Produzent
Wood Water Films – LINK
Facebook – LINK
Mehr Infos zum „Filmpreis für internationale Zusammenarbeit“ der Robert Bosch Stiftung Link Link
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