Erlesene Filme zusammengestellt von Anne Ballschmieter, Jennifer Stahl, Yugen Yah und Susanne Braun. Einfach so!
Mit dieser kleinen aber feinen Filmliste, möchten wir euch einen Filmguide an die Hand geben, die Vielfalt der Newcomer-Szene zu entdecken. Hier gibt es Genre, hier gibt es Verrücktes, Schönes, Experimentelles, Dokumentarisches, Mutiges zu sehen – denn all das hat die deutschsprachige Newcomer-Szene zu bieten. Deine Newcomer-Perle ist noch nicht dabei? Dann schreib uns unter comment@indiefilmtalk.de
Alphabetisch sortierte Liste | Stand 2022
…to be continued…
Wie werden kosmische Welten entwickelt, ohne Klischees zu bedienen? Was braucht es, um das Internet begehbar zu machen? Wie würde Goya das Internet malen? Wie setzt man wissenschaftliche, physikalische oder philosophische Phänomen in bewegte Bilder um? Das Kollektiv Ciao Now, dem Nikolas Darnstädt (Regisseur), Laura Kirst (Kostümbildnerin) und Sina Manthey (Szenenbild-Designerin) angehören, stellten sich diese Fragen und erkoren daraus die Welt von O – ihrem Wesen aus ODYSSEE.
Ausgehend von einer Hörspielproduktion realisierte das Kollektiv Ciao Now über zwei Jahre und ohne Förderung den Genre-Spielfilm ODYSSEE. Ein galaktisches Spektakel reich an fantastischen Bühnenwelten und inspirierenden Kostümen. Das Team arbeitete ohne Förderung und lies sich nur von der Motivation treiben, das machen zu können, was sie wollten – ohne Limit, mit grenzenloser Fantasie und empowernder Zusammenarbeit. Sie erzählen uns, wie sie das Absurde greifbar machten und abstrakte Gedanken und Welten in Bühnen- und Kostümbild übersetzten.
In der aktuellen Podcastfolge beschreiben Nikolas Darnstädt (Regisseur), Laura Kirst (Kostümbildnerin) und Sina Manthey (Szenenbild-Designerin) ausführlich den ausdauernden Prozess ihrer Reise. Sie schenken uns einen Blick in ihre Art des Machens und der Kreation. Mit ihrem Backround als Theatermacher*innen, nutzen sie andere Herangehensweisen, um ihre Visionen zu realisieren.
Nikolas Darnstädt
Regisseur
Crew United – LINK
Staatstheater Hannover – LINK
Münchner Volkstheater – LINK
Laura Kirst
Kostümbildnerin
Wikipedia – LINK
Staatstheater Hannover – LINK
Münchner Volkstheater – LINK
Sina Manthey
Szenenbild-Designerin
Staatstheater Hannover – LINK
Webseite – LINK
Weiterführende Links
Deutschlandfunk – Odyssee Mare Monstrum – Hörspiel nach Homers „Odyssee“ (Radiofeature) – LINK
ODYSSEE (Trailer) – LINK
Ciao Now-Kollektiv (Instagram) – LINK
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Der deutschsprachige Genrefilm ist auf dem Vormarsch?! Stimmt das? Wenn man sich die aktuelle Serienlandschaft anschaut merkt man auf jeden Fall eine klare Tendenz in diese Richtung. Beispiele wie Babylon Berlin (ZDF), Dark (Netflix), 1899 (Netflix), Sløborn Staffel 1/2 (ZDF), Barbarians (Netflix), Hausen (SKY), Dogs of Berlin (Netflix), How to sell drugs online (fast) (Netflix), Bad Banks (ZDF), zeigen, dass die Lust und die Möglichkeiten solche Geschichten umzusetzen immer größer wird und auch die deutsche Filmlandschaft solche Geschichten erzählen kann.
In dieser Folge des Indiefilmtalk Podcast reden wir mit Regisseur Christian Alvart über den Genrefilm, seinen Weg zum Film und was ihn an dem phantastischen Genre so reizt. Christian gibt uns spannende Einblicke in die Arbeit an seiner neuen Serie Sløborn Staffel 2 und wie sich die Wahrnehmung zu seiner Serie durch das reale Pandemiegeschehen verändert hat. Zusätzlich reden wir über die Wichtigkeit des Netzwerkes für die Arbeit am Film und wie er die Entwicklung des deutschsprachigen Genrefilms in den letzten Jahren mitbekommen hat.
Habt ihr die zweite Staffel von Sløborn bereits gesehen? Wenn nicht, könnt ihr diese in der ZDF Mediathek finden – LINK
Christian Alvart
Regisseur | Produzent | Drehbuchautor
Webseite: https://www.syrreal.net/
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Das erfolgreiche Produzieren eines Films mit einem geringen Budget ist immer ein schweres Unterfangen, welches mit einem hohen Maß an Kreativität und Planung verbunden ist. Wenn der Film dann auch noch in den 80ern spielen soll und passende Kostüme und authentische Locations gefunden werden müssen, kann das Budget auch schneller aufgebraucht sein als gewünscht.
Das einem ein kompaktes Budget bei einem historischen Film aber nicht abschrecken sollte, zeigt Regisseur Sven O. Hill mit seinem Film „Coup“. Der Film, der eine spannende Hybridform aus Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilm ist, feiert am 26.08.2021 seinen Kinostart und lief bereits bei den Hofer Filmtagen. Er erhielt zusätzlich den Hessischen Filmpreis für den „Besten Spielfilm 2020“. Sven und sein Team setzten sein Debut mit einem Budget von unter 100.000 EUR um. In unserem heutigen Gespräch reden wir mit Sven über seinen Produktionsweg. Wir reden über den Weg zu einer authentischen Ausstattung und über die Entscheidung seinen Debütfilm als einen Filmhybriden umzusetzen. Zusätzlich werfen wir einen Blick auf die deutschsprachige Förderlandschaft und reden über Möglichkeiten für den Nachwuchsfilm.
Sven O. Hill
Regisseur
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Weiterführende Links:
Mehr zum Film „Coup“
Webseite – LINK
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Es gibt viele gute Filme. Aber welche Filme bleiben wirklich in den Köpfen hängen und beeinflussen unser filmisches Schaffen? Welche Filme bestechen besonders durch ihren herausragenden Schnitt, ihrer detaillierten Charaktere Ausarbeitung oder einer außergewöhnlichen Ästhetik und gehen uns dadurch nicht mehr aus dem Kopf? Welche inspirierende Filme haben uns geprägt?
In diesem Roundtable des Indiefilmtalk-Podcasts reden wir mit unseren Gästen Regisseurin Shamila Lengsfeld, Regisseur Dominik Balkow und Regisseur Dieter Primig über Filme die wir von ihrer Machart besonders spannend fanden und die man als Filmemacher*in „unbedingt“ einmal im Leben gesehen haben sollte. Wir schauen uns in unserer Runde Filme an, mit denen man sich mit verschiedenen Aspekten des Filmschaffens beschäftigen kann.
Shamila Lengsfeld
Regisseurin
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Vorgeschlagene Filme: Mad Max: Fury Road (2015) R: George Miller) | The Tree of Life (2011) R: Terrence Malick | Spider-Man: Into the Spider-Verse (2018) R: Peter Ramsey | Magnolia (1999) R: Paul Thomas Anderson | No Country for old Men (2007) R: Cohen Brothers
Dominik Balkow
Regisseur
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Vorgeschlagene Filme: Mullholland Drive (2001) R: David Lynch | The Evil Dead/Tanz der Teufel (1981) R: Sam Raimi | Soy Cuba/I am Cuba (1964) R: Mikhail Kalatozov | Suspiria (1977) R: Dario Argento | Gambler (2006) Doku über Regisseur Nicolas Winding Refn
Dieter Primig
Regisseur
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Vorgeschlagene Filme: Once Were Warriors | Indien (1993) R: Paul Harather | Los ojos de Julia (2010) R: Guillem Morales | Train of life (1998) R: Radu Mihăileanu | Seven Years in Tibet (1997) R: Jean-Jacques Annaud
Vorgeschlagene Filme von Yugen: Parasite (2019) R: Bong Joon-ho | La Hain (Hass) (1995) R: Mathieu Kassovitz | Die zwölf Geschworenen – 12 Angry Men (1957) R: Sidney Lumet | Lost in La Mancha (2002) R: Louis Pepe, Keith Fulton | Memento (2000) R: Christopher Nolan
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Das produzieren des ersten Langfilms ist mit viel Arbeit und Schweiß verbunden. Wenn dieser Film dann auch noch ein Science Fiction Film sein soll und dafür ein authentisch aussehendes Raumschiffset gebaut werden muss, wird diese Arbeit nicht wirklich leichter. Wie kann ein Micro-Budget helfen?
In unserem heutigen Gespräch reden wir mit Regisseur Marcel Barion und Produzent Johannes Bade über ihren achtjährigen Produktionsprozess für ihren Debutfilm „Das letzte Land“, welcher bereits bei zahlreichen Festivals aufgeführt wurde. Wir reden über die anfängliche Idee zum Film und wie Marcel, Johannes und ihr Team an die Drehbucharbeit, den Bau der Kulissen und an die Produktion mit einem Micro-Budget herangegangen sind.
Wer mehr über die Produktion von „Das letzte Land“ sehen möchte findet auf der Webseite zum Film ein interessantes Logbuch, welches durch den Produktionsprozess führt – LINK
Marcel Barion
Regisseur und Drehbuchautor
Webseite – LINK
Johannes Bade
Regisseur und Drehbuchautor
Webseite – LINK
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Weiterführende Links:
„Das letzte Land“ Kino-Termine – LINK
Vielfalt im Film – LINK
Das Sky Original HAUSEN ist in einem Writers Room entstanden. Neben den beiden Headautoren Till Kleinert (Regisseur, Autor) und Anna Stoeva (Produzentin, Autorin) arbeiteten vier weitere Autor*innen im Kollektiv. Linus de Paoli, Erol Yisilkaya, Alexandra Schulz und Anett Gröschner. Ein nicht ganz gewöhnlicher Prozess.
Wie kann so etwas funktionierten? Wie bekommt man eine Struktur, eine Organisation in die Arbeit sechs kreativer Köpfe, die alle an einem Thema arbeiten. Insbesondere wenn diese Arbeit in einem teils digitalen Büro stattfindet. Wie kann man die Aufgaben aufteilen und mit welchen Programmen lässt es sich arbeiten, um am Schreibtisch den Überblick zu behalten?
In der aktuellen Kooperationsfolge mit der Master School Drehbuch, sprechen wir mit Till Kleinert und Anna Stoeva genau darüber. Über die Entstehung der Serie HAUSEN und die Arbeit im digitalen Writers Room. Außerdem erfahren wir, wie es zu der Idee für die Horrorserie kam und tauchen in die Tiefen des Storytellings ein. Wir lernen die Charaktere aus Sicht der Autoren kennen und bekommen spannende Einblicke in den Produktionsalltag sowie die verschiedenen Storylines.
Die Folge wurde am 2. Februar 2020 live mit über 120 Zuhörern per Videokonferenz produziert.
Till Kleinert
Autor, Regisseur
Crew United – LINK
Till Kleinert zeigte mit seinem Spielfilmdebüt DER SAMURAI (2014) der deutschsprachigen Filmszene, dass es auch anders geht. In Eigenproduktion verwirklichte er den Genre-Filmstoff und feierte dessen Premiere auf der Berlinale. Zurzeit arbeitet er an seinem Langspielfilm TURN ON THE BRIGHT LIGHTS.
Anna Steova
Autorin, Produzentin
IMDB – LINK
Anna Stoeva die 2011 die Produktionsfirma Tanuki-Film gründete, arbeitet seither an internationalen Produktionen in Moskau, Berlin und Sofia. Zurzeit entwickelt sie zwei Dokumentarfilmprojekte. Diese setzen sich mit der aktuellen COVID-19 Pandemie und deren Auswirkung auf unser privates Leben auseinander.
Hausen Serie bei Sky – LINK
Master School Drehbuch – LINK
Trailer – DER SAMURAI (2014) – LINK
Miro – Visual Collaboration Software – LINK
Till Kleinert und Anna Stoeva in #94 | Webserien: Working on HAUSEN
Anna Stoeva in DFFB Session | “What is Showrunning?”
Linus de Paoli in #42 | Subtil auffallen: Der Film als subversive Kunstform
Am 02. Februar um 19.30 Uhr könnt ihr LIVE und in FARBE dabei sein, wenn Yugen Yah & Susanne Braun mit Till Kleinert (Regisseur, Autor) und Anna Stoeva (Produzentin, Autorin) über ihre gemeinsame Arbeit als Headautoren des Sky Originals HAUSEN sprechen. Sie geben uns einen Einblick in die Entwicklung der Drehbücher der Horrorserie, ihrer Charaktere und Storybögen. Anhand des Piloten erzählen sie uns, wie der 6-Köpfige Writers’ Room (Linus de Paoli, Erol Yesilkaya, Alexandra Schulz, Annett Gröschner) aufgebaut wurde und welche Expertisen im Schreibprozess miteinander verschmolzen sind.
Du willst dabei sein? Dann melde dich formlos an unter: info@masterschool.de!
Weitere Informationen: https://masterschool.de
Till Kleinert zeigte mit seinem Spielfilmdebüt DER SAMURAI (2014) der deutschsprachigen Filmszene, dass es auch anders geht. In Eigenproduktion verwirklicht er den Genre-Filmstoff und feiert dessen Premiere auf der Berlinale. Momentan arbeitet er an seinem Langspielfilm TURN ON THE BRIGHT LIGHTS.
Anna Steova gründete 2011 die Produktionsfirma Tanuki-Film und arbeitet seither an internationalen Produktionen in Moskau, Berlin und Sofia. Zurzeit entwickelt sie zwei Dokumentarfilmprojekte, die sich mit der aktuellen COVID-19 Pandemie und deren Auswirkung auf unser privates Leben auseinandersetzten.
Gerade jetzt, im Dezember, lesen und reden wir wieder viel über Weihnachtsfilme, oft kommt dabei auch das Thema „Genre“ zur Sprache – gibt es einen Typus von Weihnachtsfilm? Filme in Genrekategorien zu pressen, scheint oft überflüssig, beschränkend. In Wirklichkeit haben wir es aber pausenlos mit Genrekategorien zu tun, auch wenn diese nicht immer explizit ausgesprochen werden.
Lesen wir als Kinozuschauerinnen oder Streamingnutzerinnen in einer Beschreibung von einem Horror-, Liebesfilm, Polit-Thriller oder Historiendrama haben wir sofort gewisse Erwartungen gegenüber einem Film. Was wir uns etwa unter einem Horrorfilm vorstellen, müssen wir nicht jedes Mal hinterfragen, wir spielen intuitiv Erwartungshaltungen durch. Dieses Wissen ist kulturell angeeignet, wir lernen es, indem wir Genrefilme schauen. Beispielsweise hat der Großteil des deutschsprachigen Publikums wahrscheinlich mehr Vorstellung vom alpenländischen Heimatfilm als vom Martial Arts Film oder einer Nollywood Tragikomödie. So sicher wie Cottbus in Deutschland liegt wird ein genretreuer Weihnachtsfilm seine Handlung in der Weihnachtszeit ansiedeln. Um vom Großteil des Zielpublikums verständliche Genrekategorien kommen wir in Film- oder Serienbeschreibungen kaum umhin.
Oft werden die Begriffe Genre, Format, Welle und Label synonym verwendet, was besonders im Hinblick auf (Post-)Migrantisches und Queeres Kino auch seine problematische Seiten hat (genaueres dazu in Ep. 91 bzw. im Beitrag zu New Queer German Cinema). Die Verwendung von einzelnen Genrebegriffen ist aber nicht nur in der Rezeption und im Vermittlungs- und Distributionskontext relevant, sondern auch schon im Entstehungsprozess eines Films und wird für erzählerische und stilistische Entscheidungen richtungsweisend.
Ein Film ist selten exklusiv einem Genre zuordenbar, viel häufiger haben wir es mit Crossovers, mit Genremischungen zu tun. Aus neuen erfolgreichen Kombinationen entstehen dann auch oft eigene neue Genres, wie am Beispiel des Dark Dramas deutlich wird: Es verbindet das (Psycho-)Drama mit Elementen aus dem Horrorfilm, Thriller, Mystery oder Science-Fiction (vgl. Ep. 44 zum Dark Drama). Mark Wachholz erklärt, wie nach und nach einige Filme einem ähnlichen Stil folgten und so ein Genre für sich – das Dark Drama – entstehen ließen. Solche Schritt-für-Schritt Entwicklungen sind für die Geschichten einzelner Genres typisch. Wenn das Publikum nach einer Zeit von einem Erzählstil übersättigt ist, flaut ein Trend manchmal wieder ab – wie etwa die Rom-Com Welle um die 2000er zeigte –, bis neue Ideen aufkommen oder ein Kassenschlager wieder innovativere Formen anregt.
Wie können nun diese Beobachtungen fürs Filmschaffen relevant werden? Es lohnt sich, sich mit einer Reihe von Filmen zu beschäftigen, die einem Genre zuzuordnen sind: Wie geht ein Film mit Konventionen um? Wie beeinflusst die Konvention des final girls die Erzählung eines Slasher-Films oder welche Stimmung erzeugt typische Westernmusik? Wie kombiniert Single Bells (Xaver Schwarzenberger, AT 1998) den klassischen US-amerikanischen Weihnachtsfilmtypus mit komödiantischem österreichischem Lokalkolorit? Detailverliebte Genrefilme, experimentierfreudigere Mischungen, parodistische Elemente und Zitate auf vorangegangene Filme sind oft sichtbare Erfolgsrezepte von anerkannten Filmautor*innen. Quentin Tarantino spielt z.B. mit Elementen des Italowestern oder des japanischen Historienfilms und baut stets zahlreiche Verweise ein (mehr darüber in Ep. 58); Jessica Hausner kann ihr Publikum nur in die Irre führen, weil es die Erzählkonventionen von Genrefilmen so sehr verinnerlicht hat. Thelma und Louise (Ridley Scott, USA 1991) wurde zum großen Erfolg u.a. weil erstmals in einem Hollywood Roadmovie zwei Frauen hinterm Steuer saßen – Genrekonventionen sind nicht unabhängig von Gendervorstellungen (auch Thema des Genrenale Panels „Neu Deutsche Genreheld_innen“).
Ein wesentliches Merkmal, das jedes Genre auf unterschiedliche Weise prägt, sind seine Stimmung und Wirkung: Ein Melodram bringt uns zum Weinen, ein Horror zum Fürchten, ein Pornofilm zur Erregung, eine Komödie zum Lachen. Dass Parasite (Bong Joon-ho, KOR 2019) bei vielen Zuseher*innen einen so großen Eindruck hinterlassen hat, liegt auch an seinem unerwarteten Stimmungswechsel und seiner Kombination aus Genreelementen. Denn beim Schauen eines Films sind wir es gewohnt, tendenziell mit ein oder zwei Stimmungslagen konfrontiert zu sein, dementsprechend polt sich unsere Erwartungshaltung – nicht so bei Parasite!
Auch angesichts häufiger Neukombinationen und Brüche, gehen mit einzelnen Genres stets bestimmte Erwartungshaltungen und Konventionen einher. Im deutschsprachigen, Arthouse-geprägten Raum kam dem „nach Rezept gedrehtem“ Genrefilm lange Zeit ein schlechter Ruf bei: der Filmtheoretiker Rudolf Arnheim wertete das „Konfektionskino“ in den 1930er Jahren ab, stellte es als Gegensatz zu einem künstlerischeren Autorinnenfilm dar. Diese Ansicht prägte die Wertung von Genrefilmen noch lange Zeit und ist auch heute spürbar, wenn wir Autorinnen- oder Arthousefilm einem Mainstream, der mehr mit der Erfüllung von Konventionen in Verbindung gebracht wird, gegenüberstellen. Zugleich hat aber das kreative, nicht-abwertende Spiel mit Genrekoventionen dazu beigetragen, die Sicht auf Genrekinos zu verändern. Dazu tragen positiv auch Sektionen von Filmfestivals bzw. eigene Festivals wie die Genrenale bei.
Innerhalb des weiten Pools an Genrekategorien dominieren aber immer noch unterschiedliche kulturelle Wertungen, sodass Western oder Science-Fiction Filmen im öffentlichen Diskurs von vielen, v.a. von Seiten der Filmkritik, immer noch ein höheres Prestige zugesprochen wird als Liebesdramen oder Kinderfilmen. Gründe für dieses Ungleichgewicht sind in größeren gesellschaftlichen Schieflagen zu finden und leider nicht so einfach wegzuwischen (höre auch dazu Ep. 91). Inzwischen bleibt zu hoffen, dass solche Wertungen einmal der Vergangenheit angehören werden – ein Wunsch an den Geist der künftigen Weihnacht und ans beginnende neue Jahrzehnt.
Weiterführende Episoden, Panel und Artikel:
Literatur:
„Was ist die Hauptgeschichte? Was die B-Story? Was ist die C-Story? Was sind die Beats, die jeder dieser Geschichten braucht, um zu ihrem Ende zu kommen?“ (Till Kleinert)
Die Sky-Serie HAUSEN reiht sich in die noch übersichtliche Sammlung von Mystery-Serien ein. Formate wie DARK oder eben HAUSEN zeigen, dass der deutschsprachige Serienmarkt das vertraute Gewässer von Dramen und Krimis verlässt, um den eigenen Horizont um neue Ufer zu erweitern. Doch wie entsteht die Idee für eine Mystery-Horror-Serie wie Hausen und wie kommt diese dann zu einem der großen Player im Streamingbusiness?
2016 war an ausgefallene Genre-Formate nicht zu denken. Erst nach und nach wendet sich der Markt der Streamingdienste von der monochromen Palette der Krimis und Dramen ab, um sich für die Vielfalt des Genres zu öffnen. Von der ersten Idee eines Serienstoffes hin zu der erfolgreichen Produktion und Vermarktung vergingen weit über 10 Jahre.
Die beiden Headautoren Till Kleinert und Anna Stoeva von HAUSEN geben uns einen kleinen Einblick in ihre gemeinsame Arbeit, die Entstehung der Serienidee und geben Tipps sowie Hinweise: Wo und wie können erste Anfangsideen ausgearbeitet werden? Wie geht es weiter, sobald die Produktionsfirma feststeht und die Treatments ausgearbeitet werden können?
Till Kleinert realisierte eigenwillig in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv Schattenkante sein Debüt, den Genrefilm DER SAMURAI. Mittels einer Crowdfunding-Kampagne setzte sich Till Kleinert mit seiner Idee durch und finanzierte seinen Film ohne die Rückenstärkung einer Fernsehförderung.
Anna Stoeva und Till Kleinert entwickelten den Serienstoff HAUSEN in Zusammenarbeit mit ihrem sechsköpfigen Writersroom (Linus de Paoli, Erol Yesilkaya, Alexandra Schulz, Annett Gröschner).
Die Gäste:
Till Kleinert
Autor, Regisseur
CrewUnited – LINK
Anna Stoeva Autorin, Produzentin
IMDB – LINK
Hausen Serie bei Sky – LINK
Midpoint-Institute – LINK
Hofbauer-Kongress – LINK
Film School Fest München – LINK
Trailer – DER SAMURAI (2014) – LINK
Anna Stoeva DFFB Session | “What is Showrunning?”
Linus de Paoli in #42 | Subtil auffallen: Der Film als subversive Kunstform
Titelbild: © Sky Deutschland/Lago Film GmbH/Sammy Hart
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