Als der Filmstudent Steffen Meyn bei der RĂ€umung des Hambacher Forstes 2018 von einem Baum stĂŒrzt und dabei tödlich verunglĂŒckt, lĂ€uft seine Kamera weiter. Er trug sie â auf einen Helm geklebt â auf seinem Kopf. Eine Person von der Polizei hebt sie damals auf und packt sie in eine TĂŒte. Die wurde dann von Hand zu Hand weitergegeben, bis sie schlieĂlich auf einer Polizeistation landete. Als die trauernden Eltern das Filmmaterial ihres Sohnes endlich wieder bekommen, stand die Frage im Raum â was tun damit? Steffen Meyn hatte ĂŒber zwei Jahre hinweg die Besetzung im Hambacher Forst mit der Kamera begleitet, war dabei als BaumhĂ€user gebaut wurden, lernte klettern, tauschte sich mit den Aktivist*innen ĂŒber ihre Motivationen aus. UrsprĂŒnglich wollte er mit dem Material ein VR-Erlebnis kreieren, das den Wald erlebbar macht, wenn der nicht mehr da sein wird. Es ist ein Projekt, das nie zustande kommt. Stattdessen baten Steffen Meyns Eltern Freund*innen ihres Sohnes, einen Film aus dem Material zu machen. Keine leichte Aufgabe, erzĂ€hlt Fabiana Fragale im RĂŒckblick:
âKilian sagt das immer so schön. Er sagt: Das haben wir ja nicht ausgesucht – das Material -, das ist einfach auf uns gekommen, ĂŒber eine ScheiĂsituation. NĂ€mlich, weil ein richtig guter Freund von uns gestorben ist.â
Ist ein kreativer Prozess ĂŒberhaupt möglich, wenn alle wie erstarrt sind und trauern? Eine Antwort darauf ist Pragmatismus. Jens MĂŒhlhoff machte den Start und fing an das Material zu sortieren. Eine Herausforderung dabei – Steffen Meyn hatte zum groĂen Teil mit einer 360 Grad-Kamera gedreht, die er auf seinem Kopf trug. Auf diese Weise filmte er sein gesamtes Umfeld. Dabei entstanden zwei Bilder, die in der Nachbearbeitung erst einmal von Hand zusammengefĂŒgt werden mussten, um ein 360-Grad-Bild zu bekommen. Im Schnitt mussten dann aus diesen Rundumbildern einzelne Bilder ausgewĂ€hlt werden. Wenn sie im Prozess dann umgeschnitten haben, erzĂ€hlt Fabiana, dann mussten sie auch die Bilder neu wĂ€hlen. Material, das aber auch Vorteile hatte, erzĂ€hlt sie: âZum Beispiel kannst du dann eine Situation im GesprĂ€ch von zwei Leuten â Steffen stand in der Mitte, zwei Leute haben geredet -, in dieser Situation kannst du dann einmal zu einer Person schwenken und dann kannst du plötzlich gegenschneiden und der anderen Person zuhören. Und dann kannst du aber auch noch rauszoomen und alle drei gleichzeitig sehen. Das heiĂt, du entscheidest das, was du eigentlich am Filmset entscheidest im Schnittraum.â
Wie kommt man jetzt zu dritt auf eine Geschichte, die mit diesem Material erzĂ€hlt werden kann? Im ersten Schritt haben alle individuelle Timelines erstellt â mit ihren Lieblingsszenen. Als sie die verglichen haben, stellten sie fest, dass es gar nicht so viele Ăberschneidungen gab. Wie also weiter? Neben dem reinen Bildmaterial schwingt auch immer die Thematik mit. Die Besetzung, die RĂ€umung und auch der Tod von Steffen Meyn waren öffentlich und bewegten sich in einem politisch aufgeladenen Spannungsfeld. Denn Medien, Politik und Aktivist*innen rangen um eine Bedeutungshoheit dieses Todes, erzĂ€hlt Fabiana Fragale im Podcast. Dort eine eigene Position zu finden war ein Spagat, erinnert sich Jens MĂŒhlhoff:
âWas ein ganz groĂer Spagat war, war einerseits Steffen als Person, der wir emotional nah sein wollten. Andererseits wollten wir aber auch unglaublich viel politisch da drin verhandeln. Und dieser Spagat der hat, glaube ich, eine sehr lange Genese in diesem Prozess gehabt.â
Auch die Arbeit zu dritt stellte die drei Regisseur*innen immer wieder vor Herausforderungen. Denn alle hatten eine individuelle Beziehung zu ihrem verstorbenen Freund und unterschiedliche Vorstellungen davon, wie der Film am Ende aussehen sollte. âWir hatten den Film mehrmals fast fertig â ob jetzt im Kopf, oder im Schnittraum â und sind dann noch mal ein gutes StĂŒck zurĂŒckâ, erzĂ€hlt Kilian Kuhlendahl, âwenn man viel umwerfen muss, dann muss man das tun und dann gibt es auch einen Grund dafĂŒr.â Diese Entscheidungen liefe nicht ohne Diskussionen und Kompromisse im Schnittraum ab.
Am Ende entstand ein Film, der mit der ursprĂŒnglichen Idee von Steffen Meyn nicht mehr viel zu tun hatte. Und auch er – als Mensch und Freund – ist ein StĂŒck weit Teil einer konstruierten Dramaturgie geworden. Kilian Kuhlendahl:
âWir hatten jahrelang eine Filmfigur konstruiert und wussten, dass wir bestimmte Szenen auf eine bestimmte Weise schneiden, weil es gerade in die Dramaturgie passt. Und, dass der reale Steffen, der Mensch, um den ich trauere, jemand anders ist, als die Figur in diesem Film.â
Am 21. September kommt der Dokumentarfilm âVergiss Meyn Nichtâ in die deutschen Kinos. Das Besondere an diesem Film ist, er ist postum entstanden. In dieser Folge sprechen wir darĂŒber, wie das eigentlich geht. Mit welchen Herausforderungen ist das verbunden und was kann und sollte man dabei beachten? DarĂŒber sprechen wir mit den drei Regisseur*innen des Films: Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl und Jens MĂŒhlhoff.
Erwin Piscator ging sogar so weit, dass er ein eigenes Theaterhaus aufkaufte und groĂzĂŒgig umbaute, um bestmöglich den Film in seine TheaterstĂŒcke als festen Bestandteil zu implementieren. Der Film sollte nicht mehr nur Beiwerk sein, sondern mit dem Theater zu einer neuen Kunstform verschmelzen. Der begrenzte Raum der GuckkastenbĂŒhne soll mithilfe des Films zum âvierdimensionalen Theaterâ gesprengt werden. Die beeindruckenden Bilder sollen somit eine BrĂŒcke schlagen zwischen BĂŒhnenraum und Zuschauerraum. Doch dafĂŒr benötigt er eine ganz neue Architektur, die dieser Aufgabe gerecht wird.
Zusammen mit Walter Gropius plant er spĂ€ter das sogenannte Totaltheater. Dieses kuppelförmige Gebilde soll im Inneren mit einer aufwendigen mobilen BĂŒhne und 15 Projektoren ausgestattet werden. Die Projektoren sollen die Kuppel von innen mit diversen Filmen bestrahlen und so das Theaterspektakel filmisch verfeinern. Das Theater wurde aus finanziellen GrĂŒnden nie gebaut – doch was wĂ€re wenn?
Thomas Ostermeier, Regisseur des gegenwĂ€rtigen Theaters, nutzt den Film nicht nur als Einspieler oder Stimmungsprojektion, sondern verwendete Live-Kameras, mit denen die Protagonisten auf der BĂŒhne spielen. Die Zuschauer*innen erhalten die Live-Aufnahme der Schauspieler*innen im GroĂformat auf der Leinwand und bekommen das GefĂŒhl, direkt vor Hamlet zu stehen, wenn dieser – gespielt von Lars Eidinger – seinen âSein-oder-nicht-Sein- Monolog“ zum Besten gibt.
Von filmischer Seite gab und gibt es ebenfalls das Bestreben, theatrale Elemente in den Film zu betten. âDogvilleâ von Lars von Trier, bei dem das komplette filmische Geschehen auf einer kargen TheaterbĂŒhne in Szene gesetzt wird. Oder âBlind Date“, bei dem Anke Engelke und Olli Dittrich mit komplett improvisierten Charakteren in verschiedenen RĂ€umlichkeiten aufeinandertreffen und frei von der Leber weg spielen, was ihnen in den Sinn kommt.
Es gibt unzĂ€hlige Beispiele aus der Geschichte und der heutigen Zeit, wo immer wieder Versuche gestartet werden, diese beiden so unterschiedlichen Kunstformen zusammenzufĂŒhren. Und dennoch scheint dieser Versuch stets ausgefallen. Was wĂ€re, wenn Theater und Film auf diversen Ebenen öfter und viel selbstverstĂ€ndlicher miteinander verbunden werden wĂŒrden? Welche Auswirkungen hĂ€tte dies auf unsere Form des GeschichtenerzĂ€hlens? Wie gut besucht wĂ€ren Kinos und TheaterhĂ€user dieses Landes, wenn es mehr Mut zum Experimentieren gĂ€be?
Mehr Mut zum Experiment
Unsere drei GĂ€ste sind alle Expert*innen im Verweben von filmischen und theatralen Elementen. Eine improvisierte Fernsehserie hier, ein Live-Mitschnitt einer TheaterauffĂŒhrung dort und ein Publikum, das sich in einem immersiven Social-Media-Event wiederfindet.
Jan Georg SchĂŒtte (Regisseur, Schauspieler & Drehbuchautor) steckt nun schon mitten in der Postproduktion der zweiten Staffel seiner improvisierten Mini-Serie âDas BegrĂ€bnisâ. Auf dem Hauptsetting, einem Hof in Mecklenburg-Vorpommern, rotieren 56 Kameras und 19 Schauspieler*innen. Mit je einer eigenen, sehr detaillierten Charakter-Biografie und einzelnen Handlungsaufgaben, sind die Schauspieler*innen ausgestattet. Hier trifft die Improvisationskunst aus dem Theater auf das serielle ErzĂ€hlen fĂŒrâs Fernsehen.
Lotte skyped mit Werther.
Cosmea Spelleken (Regisseurin) entwickelt in der Pandemie Werther.Live. Das TheaterstĂŒck im Social Media Anzug kommt zu den Zuschauer*innen nach Hause. Jedes Mal Live gespielt interagieren die Protagonist*innen von Werther zwischen Instagram-Postâs, Skype-Video-Anrufen und Chat-VerlĂ€ufen. Dies alles wird ĂŒber ein sogenanntes Screencatching im Hintergrund aufwendig gefĂŒhrt und dem Publikum ausgespielt. Das Ergebnis ist ein intensives MitfĂŒhlen und hoffen bis zuletzt, dass Werther nicht so endet, wie wir es im Deutschunterricht zuletzt erlebt haben.
Nazgol Emami (Regisseurin & Videodesignerin) begleitet diverse Theater- und Fernsehproduktionen und wird wĂ€hrend der Pandemie als Regisseurin fĂŒr den Live-Mitschnitt des TheaterstĂŒckes „FrĂŒchte des Zornsâ von Schauspiel Köln angefragt. Gesagt, getan! Doch was braucht es, um ein TheaterstĂŒck raffiniert fĂŒr das Medium Film in Szene zu setzen – ohne abgefilmt zu wirken? Auf jeden Fall mehr als zwei Standkameras. Mit einem gut durchdachten und unkonventionellen Konzept macht sie sich ans Werk und beschert dem Publikum einen neuartigen Zugang zum Medium Theater.
Cosmea Spelleken (Regisseurin), Jan Georg SchĂŒtte (Regisseur, Schauspieler & Drehbuchautor) und Nazgol Emami (Regisseurin & Videodesignerin) sprechen ĂŒber ihre Projekte, Erfahrungen und WĂŒnsche fĂŒr die Zukunft.
Cosmea Spelleken Regisseurin Staatstheater NĂŒrnberg – LINK
Jan Georg SchĂŒtte Regisseur, Schauspieler & Drehbuchautor Webseite – LINK
Nazgol Emami Regisseurin & Videodesignerin Crew United – LINK Webseite – LINK
WeiterfĂŒhrende Links Blind Date (Mediathek) – LINK Das BegrĂ€bnis (Trailer) – LINK Schauspiel Köln (Webseite) – LINK Werther.Live (Trailer) – LINK
Eine Oper ist ein Ort der Emotionen, des Dramas, der Kultur und der unglaublichen kĂŒnstlerischen Leistung. Sie ist ein Schauplatz, auf dem Geschichten durch die universelle Sprache der Musik erzĂ€hlt werden und sie schafft ein Umfeld, das sowohl die AusfĂŒhrenden als auch das Publikum in eine andere Welt entfĂŒhrt. Aber was wĂ€re, wenn man dieses Medium mit dem Film verschmelzen wĂŒrde?
Mit seinem neuen Film „Orphea in Love“ bringt Regisseur Axel Ranisch („Dicke MĂ€dchen“, „Ich fĂŒhl mich Disko“) die Oper in den Kinosaal und die Filmzuschauer*innen in die Oper. Der Spielfilm ist eine filmische Interpretation der Sage von „Orpheus und Eurydike“ und besticht durch seine musikalischen Einlagen und eine aufwendige und fantasievolle Bildsprache. Den Film könnt ihr ab dem 01.06.2023 im Kino sehen. Die SpielstĂ€tte findet ihr hier – LINK
Die Kunst einer guten Improvisation
In unserem heutigen GesprĂ€ch reden wir mit unserem Gast, Regisseur Axel Ranisch ĂŒber die Verschmelzung von Oper und Film. Wir sprechen ĂŒber seinen Prozess und die Arbeit an seinem Film „Orphea in Love“. ZusĂ€tzlich reden wir ĂŒber die Kunst der guten Improvisation, den Weg zur „German Mumbelcore“ Filmbewegung und fragen uns, wie gut sein Manifest „Sehr gute Filme“ die Zeit und seine aktuellen Projekte ĂŒberdauert hat.
Unser Gast
Axel Ranisch | Regisseur Agentur Adam – LINK Orphea in Love – LINK
âKĂŒmmerâ dich um Oma, wenn ich nicht mehr da binâ, sagt der GroĂvater zu seiner 30-jĂ€hrigen Enkelin Astrid.
Einen Menschen mit Demenz zu sich zu nehmen. Geht das? Eine Frage, die sich Regisseurin Astrid Menzel gestellt hat. Einen Menschen mit Demenz immer wieder auffangen und Vertrauen und Hingabe schenken – eine Mammutaufgabe. In ihrem Dokumentarfilmprojekt âBlauer Himmel WeiĂe Wolkenâ beschlieĂt sie im Sommer 2016 mit ihrer demenzkranken 86-jĂ€hrigen Oma Carmen und ihrem jĂŒngeren Bruder Hendric im alten Kanu an die ehemalige Anlegestelle aus der Kindheit zurĂŒckzufahren. Ein Abenteuer der anderen Art. Es entsteht ein sensibler Dokumentarfilm, der die Ecken und Kanten, aber auch Mut machende Erlebnisse im Umgang der Erkrankung zeigt. In der aktuellen Folge spricht Astrid Menzel mit uns ĂŒber die einzelnen Herausforderungen wĂ€hrend der Dreharbeiten, was fĂŒr sie in der Postproduktion wichtig und hilfreich ist und wie sie einen Verleiher fĂŒr ihren Dokumentarfilm finden konnte.
Sensibel und feinfĂŒhlig bleiben: Sich selbst mit ins Bild nehmen
Wie können wir private Themen dokumentarisch im Film aufarbeiten? Wann darf die Kamera laufen? Wann ist genug Material fĂŒr den Film da? Die Regisseurin entschied sich, sich selbst mit ins Bild zu setzen, nicht zuletzt, um auch ihre Oma zu schĂŒtzen und sie nicht dem stetigen Blick der Kamera alleine auszusetzen. So wahrte Astrid stets die SensibilitĂ€t, Oma Carmen nicht bloĂzustellen, sondern das Geschehene feinfĂŒhlig zu dokumentieren.
Gerade bei einem intensiven Projekt ist es wichtig, sich immer wieder Feedback von auĂen einzuholen. Daher zeigte Astrid einigen Menschen erste Rohfassungen, aber wĂ€hlte ihr Testpublikum mit Bedacht. Denn zu viel Feedback von zu vielen Menschen, kann eher einschĂŒchtern und irritierend sein als konstruktiv und voranbringend. Gleichzeitig ist es wichtig, die richtige Distanz im Produktionsprozess zu wahren und bestimmte Schritte sollten bewusst abgegeben werden, um einen kĂŒhlen Kopf zu behalten.
Was braucht es, um den richtigen Abstand zu wahren? Welche Schritte sind nĂŒtzlich, um eine professionelle Distanz zu privaten und intensiven Themen zu schaffen? Astrid entschied sich, die Montage abzugeben. Jemanden auf das Material schauen zu lassen, der einen ganz frischen Blick auf das ganze Projekt werfen kann. Justin Koch (Editor) nimmt sich der Sache an und verleiht dem Film die finale LĂ€nge. Was nun noch fehlt ist ein fulminanter Festivalrun und ein Verleiher fĂŒr den Dokumentarfilm.
Der Vertrieb: Dokumentarfilm-Verleiher suchen und finden
Einen Dokumentarfilm zu realisieren ist von Anfang an hĂ€ufig eine Aufgabe fĂŒr EinzelkĂ€mpfer*innen. Allein oder nur mit einem sehr kleinem Team wird recherchiert, die Protagonist*innen hĂ€ufig ĂŒber einen langen Zeitraum portrĂ€tiert, die Postproduktion allein durchgefĂŒhrt und letztlich auch der Vertrieb gestemmt. Wie kommt der Film nun auf die groĂe Leinwand? Wie findet der Film ĂŒber Verleiher sein Publikum? Wie können Verleiher fĂŒr Dokumentarfilme ĂŒberhaupt gefunden werden? Astrid hofft nach der Weltpremiere auf dem Dok.Leipzig nun endlich helfende HĂ€nde fĂŒr den Vertrieb zu finden. Allerdings gestaltet sich die Suche schwierig. Denn nach einer gefeierten Weltpremiere sinkt das Interesse von Sales Agents, den Film noch in den Vertrieb bringen zu wollen. Viel interessanter ist fĂŒr sie die Arbeit am nĂ€chsten Projekt. Dennoch bleibt Astrid hartnĂ€ckig und sucht weiter und wird fĂŒndig. Der Filmstart beginnt Mitte Mai und es wird u.a. entlang der Kanutour eine Kinotour geben.
Letztlich ist Astridâs wichtigster Tipp: Dran bleiben, nachhaken, weitersuchen. Die potenziellen Verleiher immer wieder per Mail ĂŒber neue Erfolge des Films informieren. Sie aufmerksam machen ĂŒber den Wachstum des Films. Egal, ob es sich dabei um eine spezielle Auszeichnung handelt, einen Artikel in der Zeitung oder ein besonderes Screening im Rahmen einer thematisch angelegten Veranstaltung.
Unsere GĂ€stin
Astrid Menzel | Regisseurin Webseite: www.astridmenzel.com Crew United – LINK Nicht im Traum (Trailer) – LINK Blauer Himmel WeiĂe Wolken (Trailer) – LINK Blauer Himmel WeiĂe Wolken (Kinotour) – LINK Across Nation (Verleiher) – LINK Barnsteiner Film (Booking & Billing) – LINK
Egal ob im Theater oder im Film, viel zu hĂ€ufig werden die immer gleichen alten Geschichten und Stereotypen aufs Neue erzĂ€hlt. Immer wieder werden alte patriarchale Strukturen durch die immer gleichen ErzĂ€hlweisen manifestiert und die alten Helden leben hoch. Jedoch sind Geschichten nicht nur ein netter Unterhaltungswert, sondern sie prĂ€gen unsere Gesellschaft. Die Form des GeschichtenerzĂ€hlens ist die einfachste und gleichzeitig komplexeste Form, Bilder und Stereotypen im Mindset unseres gesellschaftlichen Kollektivs zu verankern. Wie brechen wir diese Strukturen und alten ErzĂ€hlmuster auf? Wie lösen wir uns von den alten ErzĂ€hlungen und geben mehr Raum fĂŒr die Neuen? Der Film LADYBITCH widmet sich genau dieser Herausforderung und revolutioniert mit seiner Protagonisten Ela die Bretter, die die Welt bedeuten. Doch nicht nur auf der Leinwand bricht der Film patriarchale Strukturen auf, sondern auch innerhalb der Produktion hinter der Kamera achtet das Regie-Duo Paula KnĂŒpling und Marina Prados auf einen verantwortungsvollen und wertschĂ€tzenden Umgang mit ihrem Team.
Machtposition vs. Verantwortungsposition
„Regisseur*in zu sein ist eine Verantwortungsposition. Ich habe nicht die Macht, sondern ich habe die Verantwortung fĂŒr mein Team. Es ist eher ein Auftrag als ein Privileg.“
Paula KnĂŒpling
Das Regie-Duo Marina Prados und Paula KnĂŒpling sind seit dem letzten Jahr mit ihrem durchschlĂ€gigen SpielfilmdebĂŒt LADYBITCH unterwegs. Gemeinsam haben sie an dem Drehbuch geschrieben, ihre eigenen Erfahrungen verarbeitet und wĂ€hrend der Pandemie mit einem kleinen Team ihr Filmprojekt erfolgreich realisiert.
Doch was braucht es, um sensible Szenen, in denen GrenzĂŒberschreitungen reinszeniert werden, umsetzen zu können, ohne dass es zu inneren SchĂ€den kommt? Marina und Paula haben darauf eine klare Antwort, denn fĂŒr sie bedeutet die Position der Regisseurin nicht Macht auszuĂŒben, sondern Verantwortung zu ĂŒbernehmen und auch abzugeben, um gemeinsam als Filmteam agieren zu können:
„Mentale Gesundheit am Set ist zentral und daher ist es wichtig, sich zu entspannen, es locker zu nehmen – sich und das Projekt nicht ĂŒber alles zu stellen.“
Marina Prados
Die beiden sind sich einig: Das Filmprojekt sollte nicht ĂŒber allem stehen, das Wichtigste sind die Menschen, mit denen im Team gearbeitet wird und diese wurden trotz kleines Produktionsbudget fĂŒr ihre Arbeit bezahlt. DafĂŒr schraubte das Regie-Duo ihre technischen und Ă€sthetischen AnsprĂŒche zurĂŒck. Eine vorbildliche Handlung, um prekĂ€re Situationen in unserer Filmbranche aufzubrechen.
Was kann die Filmbranche auch im Kleinen tun, um GrenzĂŒberschreitungen zu erkennen, nötige Hilfestellungen zu geben oder eben prĂ€ventiv entgegenzuwirken? Marina und Paula suchen immer wieder das GesprĂ€ch zu ihrem Team. Reflektieren ihre eigenen Grenzen und halten Absprachen wie bspw. die Einhaltung der regulĂ€ren Drehzeiten, ein. Doch was kann der/die Einzelne tun, wenn er oder sie GrenzĂŒberschreitungen erlebt oder beobachtet? HierfĂŒr veröffentlicht die Themis Vertrauensstelle gegen sexuelle BelĂ€stigung in der Kulturbranche erstmals eine BroschĂŒre, in der mögliche Situationen skizziert werden und mögliche Handlungsoptionen formuliert werden. Neben einem psychologischen Notfallkoffer fĂŒr Zeug*innen gibt es zu jedem Kapitel Reflexionsfragen, sodass eine aktive Einbindung der Leserschaft evoziert wird.
In unserer aktuellen Folge sprechen die beiden Regisseurinnen mit uns ĂŒber ihre Arbeit zu LADYBITCH. Wir sprechen ĂŒber die aktuelle Handreichung der Themis Vertrauensstelle gegen sexuelle BelĂ€stigung in der Kulturbranche und stĂ€rken wichtige Learnings zum sensiblen und wertschĂ€tzenden Umgang miteinander. Seit dem 09. MĂ€rz 2023 lĂ€uft LADYBITCH in ausgewĂ€hlten Kinos.
Paula KnĂŒpling Regisseurin Webseite – LINK Crew United – LINK
Marina Prados Regisseurin Webseite – LINK Crew United – LINK
WeiterfĂŒhrende Quellen
Ladybitch (Trailer) – LINK
Lara – Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen* (Webseite) – LINK
Mental Healt First Aid – Ersthelfer*in werden! In dem Zentralinstitut erfĂ€hrst du, wie du Erste Hilfe fĂŒr psychische Gesundheit leisten kannst. Schau dich mal auf der Webseite um:
MHFA-Ersthelfer Kurse fĂŒr psychische Gesundheit (Webseite) – LINK
Vor ĂŒber 100 Jahren war Deutschland das Zentrum der Trickfilm-Avantgarde. In dieser Zeit entwickelten die Filmschaffenden mit ihren spannenden Animationsfilm-Projekten neue Filmtechniken, die bis heute im Animationsfilm Verwendung finden.
Es entstanden Animationsfilme wie „Geheimnisvolle Streichholzdose“ (1910) von Regisseur Guido Sebers oder der erste europĂ€ische abendfĂŒllende Animationsfilm „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ (1926) von Regisseurin Lotte Reiniger. Nach der NS-Diktatur kam der Bruch und es dauerte ein halbes Jahrzehnt, bis Produzenten wie Bernd Eichinger den deutschsprachigen Animationsfilm, mit Filmreihen wie „Werner Beinhart“ (1990) den animierten Film auch im Erwachsenenkino wieder in den Fokus rĂŒckten. Aber wie sieht es heute aus? Welche Möglichkeiten hat man als AnimationsfilmkĂŒnstler*in originĂ€re Geschichten zu erzĂ€hlen?
Wo steht der deutschsprachige Animationsfilm heute?
In unserer aktuellen Folge wollen wir uns mit der Sichtbarkeit des deutschsprachigen Animationsfilm beschĂ€ftigen und der Frage nachgehen, warum wir aktuell eigentlich so wenige Animationsfilme aus deutschsprachigen LĂ€ndern auf der groĂen Leinwand sehen. Mit unserem Gast Annegret Richter (GeschĂ€ftsfĂŒhrerin AG-Animationsfilm) reden wir ĂŒber Möglichkeiten fĂŒr den animierten Film, schauen uns an, was einen Animationsfilm ausmacht und welche Möglichkeiten es gibt Animationsfilme erfolgreich umzusetzen.
Animationsfilmtipps
Annegret hat uns nach dem GesprÀch noch eine tolle Liste mit ein paar Animationsfilmen (International und deutschsprachig) geschickt, die man unbedingt einmal gesehen haben sollte. Schaut also gerne in diese Filme, supportet die Macher*innen und lasst euch inspirieren:
1917 – Der wahre Oktober (D: Katrin Rothe, 2017 â Deutschland, Schweiz) – LINK
Chris the Swiss (D: Anja Kofmel, 2018 – Schweiz, Kroatien, Deutschland) – LINK
FRITZI- Eine Wendewundergeschichte (D: Ralf Kukula und Matthias Bruhn, 2019 – Deutschland, Belgien, Luxemburg, Tschechien) – LINK
Unser Gast fĂŒr diese Folge:
Annegret Richter GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der AG Animationsfilm- Bundesverband der Animationsfilmbranche / Kuratorin fĂŒr das Internationale Trickfilmfestival in Stuttgart AG Animationsfilm – LINK | Linkedin – LINK Internationale Trickfilmfestival in Stuttgart (ITFS) – LINK
WeiterfĂŒhrende Links und Vernetzungsmöglichkeiten: Chronologie zum Animationsfilm in Deutschland (DIAF) – LINK Annecy International Animation Film Festival (Frankreich) – LINK Animation Production Days (Stuttgart) – LINK Cartoon Media EU – LINK CEE Animationprogramm – LINK Animationsfilmvertrieb – Kurzfilm Agentur Hamburg – LINK Animationsfilmvertrieb – Interfilm – LINK Filme aus dem Cover: Latte Igel und der magische Wasserstein (LINK) – Werner Beinhart (LINK) – Maurice, der Kater (LINK) – Willkommen in Siegheilkirchen (LINK) – Tarzan 3D (LINK) – Kurzfilm Lotte Reiniger (LINK)
Das alte Jahr neigt sich dem Ende zu und wie jedes Jahr wollen wir diese Zeit gemeinsam mit euch und mit unseren filmischen GlĂŒhweindialogen zelebrieren. Mit unserer nun bereits 140. Folge beenden wir unsere diesjĂ€hrige Staffel und freuen uns auf die neuen Folgen, Herausforderungen, Projekte, UnterstĂŒtzer*innen, Freunden und Mitstreiter*innen die auf uns alle im neuen Jahr warten. Diesen Anlass nutzen wir natĂŒrlich auch, um euch allen ein fettes Danke zu sagen. Ohne euch wĂ€re dieses Projekt nicht möglich gewesen. Also:
Danke!! – an unsere GĂ€ste, Kooperationspartner*innen, Mitstreiter*innen und natĂŒrlich auch allen, die uns hören, teilen und weiterempfehlen. Danke!! – an unsere Supporter*innen, Steady-UnterstĂŒtzer*innen oder PaypalunterstĂŒtzer*innen die uns so tatkrĂ€ftig, auch monetĂ€r, in diesem Jahr unterstĂŒtzt haben, damit wir so zahlreiche Themen fĂŒr euch umsetzen konnten. Danke!! – An alle, die auch in diesem Jahr die Filmbranche mit ihrer vielfĂ€ltigen Arbeit zu einer diverseren, offeneren, barrierefreieren und nachhaltigeren Branche machen!
Habt alle feine Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
GlĂŒhweindialoge – It’s a wrap 2022
Unsere diesjĂ€hrigen GlĂŒhweindialoge sind wieder einmal vollgepackt mit einer fĂŒlle interessanter Themen rund um das Filmschaffen. Mit unseren GĂ€sten Jennifer Stahl (Leitung FIRST STEPS), Daniel Hettinger (Autor) und Anne Isensee (Animationsregisseurin) reden wir ĂŒber den Wunsch nach mehr Experimentierfreude in der deutschsprachigen Filmlandschaft, Herausforderungen in der Animationsfilmbranche und die Sichtbarkeit des Kinos in den nĂ€chsten Jahren. Zum Schluss darf natĂŒrlich die alljĂ€hrliche Vorstellung unserer Festtagsfilme nicht fehlen.
Unsere GĂ€ste:
Jennifer Stahl Leitung FIRST STEPS Webseite FIRST STEPS – LINK GesprĂ€che aus der ersten Reihe – LINK
Anne Isensee Animationsregisseurin und Animatorin Webseite – LINK
Der Film ist eines der vielseitigsten Kunstformen die unsere moderne Gesellschaft zu bieten hat. Er kann verschiedenste Themen behandeln, unterschiedliche Genres als Vehikel der ErzĂ€hlung nutzen, farbenfroh oder entsĂ€ttigt gestaltet sein oder Geschichten in Kurz- oder Langform prĂ€sentieren. So vielseitig, wie das Medium selbst, sind auch die Zuschauer*innen und deren Rezeption. So kann Person A den Humor des Films zugewandt sein und in LachkrĂ€mpfe ausbrechen und Person B daneben den Kopf schĂŒtteln und der Geschichte nichts abgewinnen. Da macht sich schnell die Frage breit, was eigentlich QualitĂ€t im Film heiĂt? – Ist es die noch nie dagewesene Art zu erzĂ€hlen? – Die AktualitĂ€t der Themen? – Das „Look & Feel“ des Formates? – Und was brauchen wir in der Filmbranche um diesem Anspruch nachzukommen?
Der heutige Talk beschĂ€ftigt sich mit dem Thema der QualitĂ€t des deutschen Fernsehfilms. Mit unseren GĂ€sten Regisseur Dominik Graf, Regisseurin Susanne Heinrich und Filmwissenschaftlerin Lisa Gotto reden wir ĂŒber die Herausforderung des deutschen Fernsehfilms und darĂŒber, was eigentlich QualitĂ€t heiĂen kann.
Diese Folge entstand, wie die Folge 138 zum Thema „QualitĂ€t in der deutschsprachigen Serie“ in Kooperation mit dem Fernsehfestival „Televisionale Baden Baden“ der Deutschen Akademie der darstellenden KĂŒnste. Das Festival lĂ€dt neben den Filmen zu offenen Jurydiskussionen mit den Filmschaffenden ein und setzt das Thema QualitĂ€t in Film & Serie in den Mittelpunkt des Programms. Mehr Informationen zur Televisionale und den Filmen, die wir in dieser Folge besprochen haben, findet ihr auf deren Webseite – LINK
„Das Image deutscher Filme und Serien ist antiquiert. Denn es gibt diese Perlen. Und wir haben Talente.“
Urs Spörri
âFĂŒr eine deutsche Serie, ganz okay.â Wir alle kennen diesen Satz. Viel zu hĂ€ufig wird verschmĂ€ht oder gar nicht erst gesehen, welche aufwendigen und gut durchdachten Serien der deutschsprachige Markt zu bieten hat. Aber woran liegt das? Fehlen uns mutige Konzepte die es zu sehen lohnt? Liegt es daran, dass innovativen Formaten kein langfristiges Vertrauen geschenkt wird und diese in Mediatheken oder auf spĂ€ten SendeplĂ€tzen âversendetâ werden? Fehlt den Formaten die ReprĂ€sentanz der Gesellschaft oder liegt das Problem an der Haltung der Zuschauer*innen, die ĂŒber die Zeit unrĂŒttelbar manifestiert wurde? Eine antiquierte Haltung, findet Urs Spörri, kĂŒnstlerischer Leiter der TeleVisionale Baden-Baden. Aber was tun?
QualitÀt in Serie: Was der deutschsprachige Raum zu bieten hat!
Welche Perlen und Talente es aber dennoch gibt und wie sich der Serienmarkt verĂ€ndert, zeigt uns die TeleVisionale in Baden-Baden. Die Stadt rollt den roten Teppich aus und lĂ€dt ein zu offenen Jurydiskussionen und setzt das Thema „Was ist QualitĂ€t?“ in den Mittelpunkt des Festivals. Vom 21. – 25.11.2022 fand die TeleVisionale in den Hallen des Kurhauses Baden-Baden statt. An fĂŒnf Tagen liefen zu den offenen Diskussionen insgesamt zehn Fernsehfilme und sechs verschiedene Serien. Als eines der ersten Festivals, wirft die TeleVisionale ihren Blick auf das serielle ErzĂ€hlen im deutschen Fernsehen. Zu Gast sind nicht nur Sender wie die ARD oder das ZDF, sondern auch Streamingplattformen, wie Sky, Amazon oder Netflix.
In dieser Folge haben wir euch ein Mosaik aus verschiedenen Stimmen der TeleVisionale zusammengestellt. Mit unseren GĂ€sten aus den Bereichen Produktion, Regie, Festivalkuration und Drehbuch ergrĂŒnden wir die spannende Frage, was eigentlich QualitĂ€t in der Serienlandschaft bedeutet und mit welchen Mitteln wir unseren QualitĂ€tsanspruch in den nĂ€chsten Jahren nachkommen wollen. Was braucht eine Serie, um qualitativ hochwertig zu sein? Zeit, Geld, Vertrauen, Mut zu ĂŒberraschen, alte Muster brechen, weg von der alten Formatierung. Unsere GĂ€ste haben vielfĂ€ltige Antworten und geben uns einen tieferen Einblick in ihre Arbeit und ihre Erfahrungen. Wir finden, wenn diese geballte Kraft an einem Ort wie Baden-Baden zusammenkommt und sich die Verbindung und der offene Austausch auch nachhaltig noch bewahrt, steht einer qualitativ-hochwertigen Serienszene der Superlative nichts im Wege. Wir sind gespannt!
Unsere GĂ€ste (In Reihenfolge ihres Auftritts)
Urs Spörri KĂŒnstlerische Leitung | TeleVisionale Baden-Baden TeleVisionale – LINK Webseite – LINK
Julia Fidel Beratend fĂŒr den Serienpreis TeleVisionale | Choreographin BABYLON BERLIN | Head of Berlinale Series Berlinale Series – LINK Crew United – LINK
Quirin Schmidt Executive Producer | DER PASS, HAUSEN | Sky Crew United – LINK
Jan Georg SchĂŒtte Regisseur, Autor | DAS BEGRĂBNIS | ARD Degeto Crew United – LINK Webseite – LINK
Martin Behnke Drehbuchautor | MUNICH GAMES, DARK | Sky Crew United – LINK Homebase (Agentur) – LINK
Michal Aviram Drehbuchautorin | MUNICH GAMES Crew United – LINK
Julia von Heinz Regisseurin | ELDORADO KADEWE | ARD Degeto, rbb Professorin, Leitung des Studiengangs Regie Kino- und Fernsehfilm der HFF MĂŒnchen – LINK Crew United – LINK Players (Agentur) – LINK
„Ich interessiere mich sehr fĂŒr die junge Generation, da sie nicht nur unsere Zukunft ist, sondern auch die Zukunft des Kinos.“
Teresa Fritzi Hoerl
Laut der Kinobesucherstudie der FFA aus dem Jahre 2022 sind die besucherstĂ€rkste Gruppe unter den 10 – 19 JĂ€hrigen zu finden. Im Vergleich zum Jahr 2020 stieg diese Altersgruppe um 29% an. Erstaunlich! Aber wie sieht es mit dem Filmangebot fĂŒr diese Altersgruppe aus? Die Filmangebote fĂŒr die Altersgruppe der Teens ist rar. Dominierend sind Actionspielfilme, Komödien, Dramen und Kinderfilme. Aber das Genre „Jugendfilme“ gibt es eher weniger. Dennoch gibt es sie. Die Filmemacher*innen, die fĂŒr das junge Publikum Kino machen.
Brennen fĂŒr die junge Generation
Regisseurin Teresa Fritzi Hoerl ist eine von ihnen. Schon mit ihrem SpielfilmdebĂŒt NOTHING MORE PERFECT widmete sie sich einer dunklen Seite des Erwachsenwerdens und dies mit spezieller KameraĂ€sthetik. In NOTHING MORE PERFECT begleiten wir die 16 jĂ€hrige Maya, die fĂŒr ein paar Tage mit ihren Eltern nach Prag fĂ€hrt. Dieser Kurztrip passt aber so gar nicht in ihre PlĂ€ne. Schon seit einiger Zeit ist sie auf diversen Suizid-Foren im Internet unterwegs und plant fest sich vor laufender Kamera umzubringen. Ein spezielles und dĂŒsteres Thema, dem sich Teresa Hoerl gekonnt nĂ€hert. Wir sind ganz nah dabei, wenn Maya zwischen Suizid-Foren und dem hier und jetzt mit ihren Eltern switcht. Diese zwei Seiten ihres Lebens, von denen auch die Eltern nichts ahnen, spiegelt sich auch in der Kameraarbeit wieder. Zwischen klassischer Bildsprache und Selfiemodus sind wir Maya so nah, wie auch die Follower ihres Suizid-Kanals.
Nun ist Teresa mit dem Spielfilm ALLE FĂR ELLA unterwegs. Ein musikalischer Jugendfilm. FĂŒr Ella ist Musik alles, doch ihre Band scheint sich aufzulösen, da nicht alle den groĂen Traum vom groĂen Durchbruch verfolgen. Ganz anders als NOTHING MORE PERFECT spielt ALLE FĂR ELLA mit einer gewissen Leichtigkeit und viel Humor zu den dennoch verzwickten Themen der Jugend, wie Liebe, IdentitĂ€tskrisen und Freundschaft ĂŒber das Abitur hinaus.
Rezeption von Spielfilmen fördert die IdentitÀtsbildung
Schon lĂ€nger ist bekannt, dass die Rezeption von Spielfilmen die IdentitĂ€tsbildung fördern kann. Ăber Filme zu sprechen kann kosmopolitische Einstellungen stĂ€rken. Audiovisuelle Medien tragen im gewissen MaĂe dazu bei, das Weltbild und Selbstbild der Zuschauer*innen zu prĂ€gen, Rollenbilder zu formen, Empathie zu fördern. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist dieser Effekt weit höher als bei Erwachsenen. Daher kann der richtige Spielfilm mit den passenden altersrelevanten Themen einen signifikanten Effekt auf die IdentitĂ€tsbildung des Individuums haben. Demnach ist es umso wichtiger, dieser Zielgruppe wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um der ansteigenden Besucherzahl der 10-19 JĂ€hrigen auch dementsprechend etwas zu bieten, was ihrer Lebenswelt entspricht.
Unterschiedliche Stoffe. Ein Ziel.
Teresa berichtet uns von den unterschiedlichen Produktionsweisen ihrer Filme sowie der speziellen KameraĂ€sthetik. Sie gibt uns Einblicke in die musikalische Umsetzung ihres aktuellen Spielfilms. Und sie erzĂ€hlt uns, warum es sie reizt, gerade fĂŒr das junge Publikum Filme zu entwickeln. „Nur weil es schwierig ist, die Jugendlichen ins Kino zu locken, darf man nicht damit aufhören, es zu versuchenâ, denn sie sind die Zukunft des Kinos.
Teresa Fritzi Hoerl Regisseurin & Autorin Webseite – LINK Agentur Scenario – LINK Crew United – LINK
Wir sprechen im Podcast auch ĂŒber die Themen Suizid und Depression. Du bist betroffen? Du weiĂt gerade nicht weiter? LASS DIR HELFEN.
0800/1110111 (Telefonseelsorge) Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr, kostenfrei und anonym erreichbar: www.telefonseelsorge.de
116111 (Nummer gegen Kummer) Speziell fĂŒr Kinder und Jugendlichen gibt es von Montag bis Samstag 14.00-20.00 die Nummer gegen Kummer, anonym und kostenlos: https://www.nummergegenkummer.de
U25 Deutschland bietet Mailberatung fĂŒr junge Menschen in Suizidgefahr: www.u25-deutschland.de
Krisenberatung im Live-Chat rund um die Uhr erreichbar: www.krisenchat.de
WeiterfĂŒhrende Quellen
Castendyk, Oliver / MĂŒller, Juliane: Kino- und Fernsehproduktionen fĂŒr Kinder und Jugendliche in Deutschland. Daten und Fakten 2005 – 2010 – LINK FFA: Studie Kinobesucher*innen 2022 – Mai 2022 – LINK Interview: Wie tragen Kinofilme zur IdentitĂ€tsbildung von Jugendlichen bei? Ein GesprĂ€ch mit JĂŒrgen Grimm*, in: TELEVIZION 28/2015/1, S.68-71 – LINK
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